Bull-etin Zug

Grégory Hofmann hat sein NHL-Abenteuer aus familiären Gründen vorzeitig abgebrochen und stürmt ab sofort wieder für den EV Zug. Für den Titelverteidiger ist die Rückkehr seines letztjährigen Meisterschützen ein absoluter Glücksfall, erhöht die Chancen auf eine Titelverteidigung und löst ein Problem in der Kaderplanung von Sportchef Reto Kläy, weil der Abgang eines anderen Stürmers somit mehr als kompensiert wird.

Grégory Hofmann schiesst bereits wieder fleissig Tore.
PostFinance/KEYSTONE/Urs Flueeler

Der Monat Januar war für den EVZ und seine Fans durchaus turbulent, da neben dem sportlichen Erfolg auf dem Eis auch neben dem Eis einiges geschehen ist: Marco Müllers überraschender Abgang, Grégory Hofmanns Rückkehr und die Beförderung zum Profi für Luca De Nisco. Doch nun der Reihe nach:

Marco Müller wechselt nach Lugano – der überraschende Abgang des Nationalspielers

Eigentlich hatte das Jahr für den EV Zug und seine Anhänger mit einer schlechten Nachricht begonnen. Am Morgen des 7. Januar berichteten mehrere Medien, dass Stürmer Marco Müller seinen Vertrag entgegen aller Erwartungen nicht verlängert und ins Tessin zurückkehrt – allerdings nicht zum HC Ambri-Piotta, sondern zum Kantonsrivalen HC Lugano. Der Transfer wurde kurze Zeit später vom HC Lugano bestätigt. Der Abgang Müllers kommt durchaus überraschend. Nicht nur die Anhänger, sondern auch Sportchef Kläy hatte mit einer Vertragsverlängerung gerechnet. Er hatte sich bereits im letzten Herbst positiv bezüglich eines Verbleibs des polyvalent einsetzbaren Stürmers geäussert: «Die Bereitschaft für eine weiterführende Zusammenarbeit beruht auf Gegenseitigkeit. Marco will bei uns bleiben», sagte Kläy vor einigen Wochen (Quelle: Luzerner Zeitung). Nun wird er den Verein trotzdem nach einer Saison wieder verlassen. Die Ursache seines Abgangs liegt offenbar im privaten Bereich. Finanzielle Aspekte sollen bei dieser Entscheidung keine Rolle gespielt haben. Insbesondere ein bitterer Abgang, weil Müller nach Startschwierigkeiten zuletzt zu den formstärksten Spielern im Kader zählte. Für die Planung des künftigen Kaders stellte dies den EVZ-Sportchef vor eine weitere Herausforderung, zumindest für den Moment.

Die Blitzrückkehr eines Meisterhelden – der EVZ jubelt über die Rückkehr seines Topskorers

Die grosse Überraschung bahnte sich bereits am späten Abend desselben Tages an. Nur wenige Stunden nachdem der Abgang von Marco Müller publik wurde, machte kurz vor Mitternacht die Meldung die Runde, dass die Columbus Blue Jackets Grégory Hofmann suspendiert hatten. Hofmann war aufgrund der bevorstehenden Geburt seines ersten Kindes in die Schweiz zurückgekehrt und hatte den Blue Jackets mitgeteilt, dass er nicht mehr zurückkehren würde. Schnell wurde klar, dass der Stürmer aus familiären Gründen eine Rückkehr in die Schweiz ins Auge fasste. Und damit war auch klar, dass sich der EVZ berechtigte Hoffnungen auf eine Rückkehr machen durfte, da Hofmann beim EVZ bis 2023 vertraglich gebunden ist.

Am Vormittag des darauffolgenden Tages, nur wenige Stunden nach dem Bekanntwerden der Hofmann-Suspendierung in der NHL, war die Sensation perfekt: Der EVZ bestätigte die sofortige Rückkehr des Toptorjägers! Damit erhalten die Kolinstädter per sofort Verstärkung und haben damit die Lücke, welche Müllers Abgang in der Kaderplanung hinterlassen hat, knappe 24 Stunden später wieder geschlossen.
Und Hofmann machte gleich da weiter, wo er im vergangenen Frühling aufgehört hatte: Bei seinem Comeback gelang ihm gegen Biel sogleich ein Treffer und in seinem dritten Spiel erzielte er beim 8:2-Heimsieg über die SCL Tigers einen Viererpack. Beim letzten Auftritt vor der Olympia-Pause glänzte er bei der 11:0-Gala gegen den HC Ajoie mit fünf Skorerpunkten (zwei Tore, drei Assists). In seinen sechs Spielen hat er bislang zehn Skorerpunkte gesammelt. Die Rückkehr des Meisterhelden erhöht die Chancen der Zuger auf eine erfolgreiche Titelverteidigung. Allen voran wird Hofmann das Zuger Überzahlspiel auf Vordermann bringen, welches in dieser Saison bisher weitestgehend enttäuschte. Seine Schnelligkeit und wirblige Spielweise haben den Zugern neuen Auftrieb verliehen. Ausserdem haben die Zuger damit ihre Traumlinie – bestehend aus Kovar, Simion und Hofmann – wieder zurück. Der überraschende Neuzugang wird die Karten im Meisterrennen neu mischen und falls es ihm gelingt, in den Playoffs ähnlich dominant aufzutreten wie in der letzten Saison, hat der EVZ wieder einen echten Sniper, welcher Spiele entscheiden kann.

Die Rotationsfrage – wer muss in den sauren Apfel beissen?

Auswirkungen hat die Rückkehr von Hofmann insbesondere für die fünf Importspieler. Ab dem ersten Einsatz von Hofmann durfte der EVZ nur noch vier Ausländer einsetzen, weshalb nun stets einer auf die Tribüne muss. Bislang setzte Headcoach Dan Tangnes auf eine Rotation: Seit Hofmanns Rückkehr musste jeder Ausländer mindestens einmal auf der Tribüne Platz nehmen. Im Moment deutet aber viel daraufhin, dass es allen voran gegen offensivstarke Gegner Center Anton Lander oder Flügelstürmer Carl Klingberg treffen wird. Aufgrund der Ausfälle von Livio Stadler und Nico Gross in der Defensive waren Christian Djoos und Niklas Hansson in den wichtigen Spielen bislang gesetzt und Jan Kovar ist als Topskorer, Captain und Leaderfigur ohnehin kein Thema für eine regelmässige Rotation. Klingberg hat dahingehend schlechte Karten, weil Hofmann ebenfalls auf dem Flügel spielt und die Zuger auf dem Flügel in der Tiefe besser besetzt sind als auf der Centerposition. Hinzu kommt, dass Ende Februar mit Jérome Bachofner ein weiter Flügelspieler von seiner Verletzungspause zurückkehren wird. Sobald alle verletzten Spieler zurückkehren, dürften die Karten neu gemischt werden. Nach aktuellem Stand wird der EVZ nach der Olympiapause zumindest in der Verteidigung wieder komplett sein. Für Tangnes bedeutet dies vor allem in taktischer Hinsicht neue Möglichkeiten, was sich auch in den letzten Spielen vor Olympia zeigte. Gegen die beiden Tabellenschlusslichter SCL Tigers (Hansson) und HC Ajoie (je einmal Djoos und Kovar) setzte er jeweils einen der beiden Verteidiger auf die Tribüne, während gegen die Offensivstarken EHC Biel (Carl Klingberg) und HC Lugano (Anton Lander) einer der beiden schwedischen Stürmer auf der Tribüne Platz nehmen musste. Die Rotationsmöglichkeit ist aber auch im Hinblick auf die Mehrfachbelastung durch die Olympischen Spiele (Kovar, Klingberg und Lander sind von ihren Nationalteams nominiert worden) eine willkommene Option, da sie eine bessere Belastungssteuerung ermöglicht und im Hinblick auf die Playoffs wertvoll sein wird. Ausserdem sind die Zuger bereits für den Fall gerüstet, dass einer der ausländischen Spieler aufgrund einer Verletzung oder Sperre ausfällt.

Klingberg

Carl Klingberg hat seine Topform wiedergefunden.
PostFinance/KEYSTONE/Philipp Schmidli

Auffällig ist aber, dass seit Hofmanns Rückkehr die Leistungskurve bei sämtlichen Ausländern wieder nach oben zeigt. Insbesondere Carl Klingberg scheint sein zwischenzeitliches Formtief überwunden zu haben, schliesslich verbuchte er bei seinen vier letzten Einsätzen acht Skorerpunkte.

Luca De Nisco wird der neunte «The Hockey Academy»-Absolvent im Profikader

In derselben Woche gab der EVZ die Beförderung in den Profikader von Stürmer Luca De Nisco bekannt. Der 21-jährige Flügelspieler erhält einen bis 2023 befristeten Vertrag und ist damit in der kommenden Saison der neunte Spieler, welcher «The Hockey Academy» absolviert hat. Aus dem aktuellen Profikader haben dies bereits Luca Hollenstein, Livio Stadler, Nico Gross, Arno Nussbaumer, Dario Wüthrich, Yannick Zehnder, Sven Leuenberger und Dario Allenspach vor ihm geschafft. De Nisco, welcher seit der Saison 2018/19 für die EVZ Academy in der Swiss League spielt, wurde am 21. September 2021 erstmals in den NL-Kader berufen und war aufgrund vieler Absenzen bis Mitte Januar 2022 ein fester Bestandteil im Zuger Line-Up. De Nisco hat die Chance, welche sich ihm aufgrund vieler verletzter Spieler eröffnet hat, definitiv genutzt. Allen voran dank seiner physischen und zuverlässigen Spielweise hinterliess De Nisco einen bleibenden Eindruck. Er hat das Potenzial, sich in Zukunft zu einem zuverlässigen Teamplayer zu entwickeln und damit eine ähnliche Rolle zu spielen wie beispielsweise Sven Leuenberger.

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