Lions Frauen

In der Women’s League erhalten die «blauen» und «schwarzen» Liga Dominatoren ernsthafte Konkurrenz. Gastautor Daniel Monnin schätzt die einzelnen Teams vor dem Meisterschaftsstart ein.

SIHF

Keine Saisonvorschau auf die Women’s League, die am Wochenende erstmals mit sieben Teams startet, ohne die obligate Bemerkung: Seit 15 Jahren teilen sich die «blauen» ZSC Lions und die «schwarzen» Ladies Lugano die Titel unter sich auf. Doch nun könnte ein wenig Bewegung in die starren Fronten kommen: Das «rote» Bomo Thun und der «gelbe» Aufsteiger SC Langenthal schicken sich an, die «schwarzblaue» Phalanx aufzubrechen und auch das «grüne» Thurgau Ladies Team (seit dieser Saison unter dem Dach des Swiss-League-Clubs HC Thurgau) will ein Wort mitreden. Wohl eher ohne Playoff-Chancen sind die rundumerneuerte Neuchâtel Hockey Academy (13 Stammspielerinnen haben den Club verlassen) und der zweite Aufsteiger, die Ambri-Piotta Girls.

Gespielt werden ab Samstag 24 Runden, verteilt zwischen Mitte September und Mitte Februar. Danach stehen – wie üblich – die Playoffs an. Geplant ist, dass die Women’s League am Ende der Saison 22/23 durch ein weiteres Team aus der SWHL B auf neu acht Mannschaften aufgestockt werden soll. Die Meisterschaft wird ohne die drei verdienten Nationalspielerinnen Dominique Rüegg (ZSC), Phoebe Staenz (zuletzt Leksands) und Evelina Raselli (Boston) beginnen – sie alle legen eine Pause ein.

Die einzelnen WL-Teams

ZSC Lions (letzte Saison: Meister)

Auf den ersten Blick sieht die Transferbilanz des Meisters nach «viel Bewegung» aus. Immerhin steht eine neue Trainerin an der Bande (Angela Frautschi) und haben vier Nationalspielerinnen das Team verlassen (Lara Christen und Mara Frey zu Langenthal, Dominique Rüegg macht eine Pause, Caroline Baldin ist nach ihrem Rücktritt Goalietrainerin bei Lausanne Féminin), doch die Zürcherinnen haben mittlerweile Erfahrung mit Veränderungen im Team und verfügen zudem über ein ausgedehntes Reservoir an jungen Spielerinnen aus dem Farmteam GCK Lions. Mit der US-(Offensiv-)Verteidigerin Skylar Fontaine haben die Lions die punktebeste Verteidigerin der NCAA-Meisterschaft (Rang 4 overall) verpflichten können. Sie kann durchaus die neue Attraktion der Liga werden und die letztjährige Liga-Topskorerin Sydney Morin /Lugano) vergessen machen. Neu stürmt mit Katie Cipra eine zweite US-Amerikanerin für die ZSC Lions. Zudem gelang mit der Verpflichtung der Berner Oberländer Torhüterin Sandra Heim ein echter Coup: Die 27-Jährige spielt erstmals – mit Ausnahme eines fünfjährigen Kanada-Aufenthalts – ausserhalb der Region. Die Lions werden mit Sicherheit vorne mitspielen, wie dominant sie auftreten werden, bleibt abzuwarten.

Ladies Lugano (Vizemeister)

Die Tessinerinnen haben drei ihrer letztjährigen Teamstützen verloren: Neo-Nati-Torhüterin Alexandra Lehmann zog zu Bomo Thun, Topscorerin Sydney Morin und Partnerin Ronja Mogren spielen neu in der nordamerikanischen «Profiliga» PHF bei den Minnesota Whitecaps. Wie nahtlos die neuen Ausländerinnen, die beiden Verteidigerinnen Taylor Leech (USA) und Abby Cook (CAN), an die Leistungen ihrer Vorgängerinnen anschliessen können, ist fraglich, denn in den beiden letzten Jahren sorgten vor allem Sydney Morin und Michelle Karvinen für die (offensive) Musik. Mit Zoe Merz (Thurgau), Valerie Christmann (Reinach) und Eva Bargo (Fleurier) hat Lugano drei Nachwuchstalente ins Tessin gelockt. Das Kader sieht auf den ersten Blick mit zwei Torhüterinnen, acht Verteidigerinnen und 11 Stürmerinnen ziemlich breit aus, doch stellt sich die Frage, wie gross das Gefälle zwischen den einzelnen Blöcken sein wird. Mit Sicherheit werden die Ladies Lugano auch in der Saison 2022/23 vorne mitmischen und ein gewichtiges Wort im Kampf um den Titel haben.

Bomo Thun (Vorjahr Bronze)

Müsste man einen Transfersieger bestimmen, die Wahl würde zweifelsohne auf Bomo Thun fallen. Die «Berner Oberländer Modis», die auf die Saison 2023/24 in den SC Bern integriert werden, haben (zumindest auf dem Papier) mächtig aufgerüstet. Die Playoff-Qualifikation und eine Medaille sind mit diesem Team fast eine Pflichtaufgabe. Toptransfer ist die französische Nationalspielerin Estelle Duvin, die sich letzte Saison zur Topskorerin der finnischen Liga kürte (33 Spiele, 38 Tore, 30 Assists). Mit ihr zusammen wechselte auch Stürmerin Maija Otamo von Turku nach Thun. Bemerkenswert sind auch die Zuzüge der drei verdienten Neuenburg-Spielerinnen Cindy Joray (sie war Captain des Teams), Ophélie Ryser und Marie-France Pélissou sowie die Verpflichtung der beiden Torhüterinnen Alexandra Lehmann und Jade Dübi (Reinach). Das Trainergespann mit Thomas Zwahlen und Petra Melicherikova kann auf ein Kader zurückgreifen, das trotz der (schmerzlichen) Abgänge von Topscorerin Laura Zimmermann (St. Cloud University) und Sandra Heim breit aufgestellt ist und ein hohes Niveau erreichen kann.

SC Langenthal (Aufsteiger)

Die Oberaargauerinnen, Favorit auf den Aufstieg aus der SWHL B, verloren zwar den Playoff-Final überraschend gegen ein erstaunliches Ambri, doch setzte sich das Team in der Ligaqualifikation gegen das mittlerweile aufgelöste Reinacher Frauenteam durch. Langenthal ist zweifelsohne eine Bereicherung für die Women’s League und nimmt man die Transferbilanz als Gradmesser, dann wird der SC Langenthal mit Sicherheit vorne dabei sein. Mit Lara Christen, der besten Schweizer Verteidigerin, und Mara Frey (beide von den ZSC Lions), der «Neuenburgerin» Emma Ingold und Nadine Hofstetter (Reinach) kehrten nicht weniger als vier Nationalspielerinnen in den Oberaargau zurück oder wechselten erstmals zum ambitionierten Team. Die Slowakin Victoria Maskalova, Oona Emmenegger, Vanessa Kleeb (alle Reinach), Louana Bigler (Neuenburg) und Rahel Hänggi (Bomo) vervollständigen das breite Kader. Die Toolbox ist – ähnlich wie bei Bomo – eigentlich prall gefüllt, nun gilt es für Trainer Ruedi Minder die Einzelteile richtig zusammenzufügen.

Thurgau Ladies (Rang 5)

Die Thurgauer Ladies – mit neuem Trainergespann (Emmanuel Karrer und Monika Leuenberger) – wollen in ihrem dritten WL-Jahr an den Erfolg ihrer Debutsaison (Bronzemedaille) anknüpfen. Kein leichtes Unterfangen, denn die Konkurrenz um die Playoff-Plätze ist mit Langenthals Aufstieg und dem erstarkten Bomo-Team nicht kleiner geworden. Zwar kehrt Nati-Verteidigerin Shannon Sigrist nach zwei Schweden-Jahren in den Thurgau zurück und mit Tamara Grascher (von den ZSC Lions) wird eine erfahrene WL-Spielerin die Offensive verstärken, doch der grosse Transfercoup ist den Thurgauerinnen nicht gelungen. Mit Xenia Balzarolo aus Poschiavo ist ein weiteres Bündner Talent bei den Ostschweizerinnen gelandet. Die Thurgau Ladies werden im Playoff-Kampf ein Wörtchen mitreden, die Vorteile liegen allerdings eher bei Langenthal und Bomo.

Neuchâtel Hockey Academy (Rang 4)

Wer 13 Stammspielerinnen auf einen Schlag ersetzen muss, ist nicht zu beneiden. Zum Glück verfügen die Neuenburgerinnen über ein SWHL C-Team, aus dem sich nicht weniger als sechs Spielerinnen Hoffnungen auf A-Einsätze machen können. Weitere neue, junge Spielerinnen kamen aus Fleurier und von Brandis, in die Kategorie «Erfahrung» kann der Transfer von Gaëlle Bourquin (von Lausanne) eingeordnet werden. So liegt die Hauptverantwortung auf den Schultern der vier neuen Ausländerinnen: Zwei kommen von der kanadischen Universität Nipissing, eine aus Polen und eine aus Kasachstan. Dazu gesellt sich die 25jährige Schweiz-Kanadierin Marilyn Fortin, die bereits früher in Neuenburg tätig war. Kein Schelm, wer behauptet, das junge Team werde Mühe haben, sich für die Playoffs zu qualifizieren.

Ambri-Piotta Girls (Aufsteiger)

Der überraschende Aufsteiger profitiert bei vielen Fans vom Sympathiebonus seines männlichen Pendants. Da es keinen Absteiger (nur einen zusätzlichen Aufsteiger) geben wird, kann sich Ambri in Ruhe an die neue Liga herantasten und Schritt für Schritt vorwärtsgehen. Zwar haben die drei italienischen Nationalspielerinnen Roberta Roccella, Greta Niccolai und Matilde Fantin in der letzten Saison zusammen nicht weniger als 63 Tore geschossen und einen Schnitt von über 2 Punkten pro Spiel erreicht – dies allerdings in der SWHL B. Ob sie auch in der Women’s League eine derart dominierende Rolle spielen können, wird sich zeigen. Die einzigen nennenswerten Transfers betreffen die Walliserin Nicole Andenmatten – sie ist die erfahrenste Spielerin im Team – und die Luzerner Torhüterin Yara Keller, die sich wohl mit Italiens Nummer 1, Elisa Biondi, abwechseln wird.

Die Transferübersicht der Women’s League

Ambri-Piotta Girls (HCAP Girls)
Trainer: Dmitri Tsygurov (RUS, bisher)
Ausländerinnen: Laura Lobis (ITA, neu), Greta Niccolai (ITA, bisher), Rebecca Rocella (ITA, bisher), Elisa Biondi (ITA, bisher), Matilde Fantin (ITA, bisher)
Zuzüge: Nicole Andenmatten (Neuchâtel Hockey Academy), Laura Lobis (Bozen/ITA), Greta Niccolai (Lugano), Yara Keller (Sursee)
Abgänge: Laura Luraschi, Ginevra Giovenzana (beide Lugano)

Bomo Thun
Trainer: Thomas Zwahlen (SUI, bisher), Petra Melicherikova (CZE, bisher, A)
Ausländerinnen: Marie-Pierre Pélissou (FRA/CAN, neu), Estelle Duvin (FRA, neu), Maija Otamo (FIN, neu), Angela Mason (CAN, neu)
Zuzüge: Estelle Duvin, Maija Otamo (beide TPS Turku/FIN), Marie-Pierre Pélissou, Cindy Joray, Ophélie Ryser (alle Neuenburg), Angela Mason (Edmonton), Jade Dübi (Reinach), Alexandra Lehmann (Lugano), Sarina Bardill (Wil)
Abgänge: Sandra Heim (ZSC Lions), Laura Zimmermann (St. Cloud University/USA), Betty Jouanny (Gottéron), Rahel Hänggi (Langenthal), Timea Messerli, Gionina Spiess, Jessica Ujcik (alle Brandis), Tina Brand (Pause), Julia Schafer (Finnland)

Langenthal
Trainer: Rudolf Minder (SUI, bisher), Nicola Minder (SUI, neu, A)
Ausländerinnen: Arneta Cornova (CZE, bisher), Viktoria Maskalova (SVK, neu)
Zuzüge: Lara Christen, Mara Frey (beide ZSC Lions), Emma Ingold, Louana Bigler (beide Neuenburg), Nadine Hofstetter, Oona Emmenegger, Viktoria Maskalova, Vanessa Kleeb (alle Reinach), Rahel Hänggi (Bomo)
Abgänge: Svenja Berger (Gottéron), Vanessa Bärtschi (Video Coach), Maria Hauhia (Schiedsrichterin), Milka Oksman (Finnland, Studium), Emily Kristoffersen (?)

Ladies Lugano
Trainer: Benjamin Rogger (SUI, bisher), Pasi Koppinen (FIN, bisher, A)
Ausländerinnen: Taylor Leech (USA, neu), Abby Cook CAN, neu), Ginevra Giovenzana (ITA, neu), Anneke Orlandini (ITA, bisher), Aurora Abatangelo (ITA, bisher)
Zuzüge: Taylor Leech (University of Maine/USA), Abby Cook (Rink Hockey Kelowna, Assistantcoach / Djurgardens/SWE), Ginevra Giovenzana (Ambri-Piotta Girls), Zoe Merz (Thurgau), Valerie Christmann (Reinach), Eva Bargo (Fleurier)
Abgänge: Sidney Morin, Ronja Mogren (beide Minnesota Whitecaps/PHF), Alexandra Lehmann (Bomo Thun), Andrea Odermatt (?)

Neuchâtel Hockey Academy
Trainer: Yan Gigon (SUI, bisher), Mike Gosselin (CAN, bisher, A)
Ausländerinnen: Tetiana Onyshchenko (UKR/POL), Katelyn Heppner (CAN, neu), Brianna Gaffney (CAN, neu), Bulbul Kartanbay (KAZ, neu)
Zuzüge: Tetiana Onyshchenko (Stoczniowiec Gdansk/POL), Katelyn Heppner, Brianna Gaffney, Marilyn Fortin (alle Nipissing University/CAN), Bulbul Kartanbay (Tomiris Astana/KAZ), Siria Dore (Brandis), Gaëlle Bourquin (Lausanne), Rebecca Langenegger (SenSee-Future, NHA II), Tanja Leuenberger (SenSee-Future, NHA II), Nora Fornasier, Emma Christe (beide Tramelan), Gabriella Therrien (Université Neuchâtel, NHA II), Muriel Wilcke (Bern96, NHA II), Mathilde Brauen (Fleurier/NHA II), Pauline Menoud (Le Locle/NHA II)
Abgänge: Marie-Pierre Pélissou, Cindy Joray, Ophélie Ryser (alle Bomo), Emma Ingold, Louana Bigler (beide Langenthal), Nicole Andenmatten (Ambri), Coralie Larose, Shelby Wood (beide Studium), Gwendoline Gendarme (Pause), Amélie Jobin (Fribourg), Marion Gremaud, Camille Huwiller (Rücktritt, Mariko Dale (Schiedsrichter)

Thurgau Ladies
Trainer: Emanuel Karrer (SUI, neu), Monika Leuenberger (SUI, neu, A)
Ausländerinnen: Caroline Lambert (FRA, bisher), Simona Grascher (CZE, bisher), Tamara Grascher (AUT, neu), Tereza Lahova (SVK, bisher)
Zuzüge: Shannon Sigrist (Linköping/SWE), Tamara Grascher (ZSC Lions), Xenia Balzarolo (St. Moritz), Catalina Ortega (Thurgau Young Lions)
Abgänge: Vanessa Bolinger, Noor Salzgeber (beide Rücktritt), Zoe Merz (Lugano), Nikola Rumanova (?)

ZSC Lions
Trainer: Angela Frautschi (SUI, neu), Christoph Scherrer (SUI, neu),
Ausländerinnen: Skylar Fontaine (USA, neu), Katie Cipra (USA, neu)
Zuzüge: Skylar Fontaine, Katie Cipra (beide Northeastern University/NCAA), Sandra Heim (Bomo Thun)
Abgänge: Lara Christen, Mara Frey (beide Langenthal), Tamara Grascher (Thurgau), Raschelle Bräm (?), Caroline Baldin (Goalie Trainerin Lausanne Fém.)


Schweizerinnen im Ausland

Bisher
Lara Stalder: Brynäs (SWE, SDHL)
Alina Müller: Northeastern University (USA, NCAA)
Andrea Brändli: Boston University (USA, NCAA), bisher Ohio State University (NCAA)
Sarah Forster: Metropolitan Riveters (PHF/USA)
Rahel Enzler: University of Maine (USA, NCAA)
Anna Neuenschwander: Göteborg (SWE, SDHL), bisher Trollhättefallens (SWE, Div 1)
Sydney Berta: Carleton University (CAN, CIS)
Kaleigh Quennec: University of Montréal (CAN, CIS)
Noemi Ryhner: Leksands IF (SWE, SDHL), bisher Lulea (SWE, SDHL)
Saskia Maurer: St. Thomas University (USA, NCAA)
Nicole Vallario: St. Thomas University (USA, NCAA)
Jade Surdez: RINK Hockey Academy Kelowna (CAN)
Margaux Favre: RINK Hockey Academy Kelowna (CAN)
Monja Wagner: Shattuck St. Mary (USA), ab 23/24 Union Women’s Hockey (USA, NCAA)
Sinia Gubser : Ontario Hockey Academy (CAN)

Neu
Laura Zimmermann: St. Cloud University (USA, NCAA), bisher Bomo Thun

Lions Frauen

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