Nach elf Jahren endlich wieder: Die Hudson River Rivalry hat mal wieder alle Erwartungen erfüllt. Und nach Mark Messier 1994 oder Sean Avery und Martin Brodeur 2008 gab es auch heuer wieder eine besondere Geschichte, bei welcher ein Akteur die Playoff-Serie prägte. Und diesmal war es kein NHL-Star oder ein Goon, sondern ein junger, noch nicht ganz 23-jähriger Goalie, der als Playoff-Rookie sogar Martin Brodeurs Rekord brach: Akira Schmid.
Prototyp eines modernen Goalies
„Schmid happens“! So titelte die New York Post auf der Titelseite, nachdem der vierte Schweizer im Kader der New Jersey Devils - Akira Schmid – im Playoff-Spiel 3 für Vitek Vanecek (zuvor kassierte dieser zweimal fünf Tore) als Starting Goalie aufgeboten wurde. Das war ein gewagtes Manöver von Devils-Chefcoach Lindy Ruff, denn Akira Schmid war ein Playoff-Rookie, der zudem noch im Madison Square Garden mit dem Rücken zur Wand seinen Mann zwischen den Pfosten stehen musste. Aber der erfahrene Playoff-Haudegen Ruff ist ein Menschenkenner und wusste, dass Schmid ein sehr cooler und fokussierter Keeper ist, der mit Druck und Erwartungshaltung umzugehen weiss. Selbst beim grössten Traffic vor seinem Tor wirkt er unaufgeregt. Er ist der Prototyp eines modernen Goalies. Ausserdem ist er grossgewachsen, körperlich und athletisch stark und sein Positionsspiel herausragend. Der Poker ging also auf: Schmid gewann seine ersten drei Playoff-Spiele in Folge und kassierte dabei nur zwei Gegentreffer (ein Shutout). Das schaffte noch kein Devils-Goalie vor ihm, nicht einmal Martin Brodeur. Insgesamt kassierte Schmid zudem nur gerade zwei Tore bei seinen vier Playoff-Siegen.
Sympathieträger mit tollem Lebensmotto
Akira Schmid hatte also die Playoff-Serie neu lanciert und gewissermassen verhindert, dass diese in vier oder fünf Partien ein schnelles Ende fand. Die Superstars der Rangers verzweifelten drei Spiele lang am Rookie-Keeper, bevor der Knoten endlich platzte und das „Enigma Schmid“ in Spiel 6 gelöst werden konnte. Wer ist aber dieser Akira Schmid? In erster Linie ist er ein sehr bescheidener und bodenständiger Typ, der mit intelligenten Aussagen glänzt. So sagte er beispielsweise, dass er von seinen Eltern gelernt habe, alle Personen respektvoll zu behandeln. Beide betrieben früher intensiv Karate und haben die Philosophie des Respekts verinnerlicht. So auch Akira Schmid. Teamintern ist er – nicht nur deswegen - extrem beliebt.
Für die SCL Tigers hat Schmid 2018 gegen Kloten sein einziges Spiel in der National League bestritten und 4:3 gewonnen. Dann ging es nach Nordamerika, zunächst zu den Ohama Lancers in der höchsten US-Nachwuchsliga. Die Devils drafteten ihn 2018 (Nr. 136). Unter Vertrag nahmen sie ihn 2021. Nicht wenige wagen die Prognose, dass er der Schweizer Topgoalie der Zukunft werden könnte und der nächste NHL-Goaliestar nach David Aebischer, Martin Gerber und Jonas Hiller.