NHL Observer

Nicht nur aus sportlicher Betrachtungsweise ist die aktuelle Stanley-Cup-Finalpaarung eine attraktive Angelegenheit. Auch die Markenakzeptanz sowie die Etablierung der Marke im Standortmarketing ist für beide Clubs, die aus der grossen NHL-Expansion der 90er Jahre (Tampa) beziehungsweise aus einer Relocation (von Québec Citiy nach Denver) entstammen, eine Erfolgsstory.

NHL Observer-Leserinnen und -Leser wissen: Als die Tampa Bay Lightning in die NHL aufgenommen wurde, brauchte es eine gewisse Anlaufzeit, bis man zum ersten Mal sportlich wirklich für Furore sorgen konnte. In den ersten zehn Franchise-Jahren qualifizierte man sich nur einmal für die Playoffs. Das Publikumsinteresse liess zudem auch zu wünschen übrig. Bis die Trendwende um die Jahrhundertwende und speziell in der Saison 2002/03 kam.

Erst mit Verzögerung die Herzen der Fans erobert

Von da an entstand in Tampa etwas Grosses - auch bezüglich Faninteresse. Die „Bolts“ sind seit zwei Jahrzehnten in Tampa und in der ganzen Bay Area nunmehr äusserst populär und die Partien ausverkauft. Man kann in der Beliebtheit sogar mithalten mit den „Bucs“ (NFL) und den Rays (MLB). Auch wenn es zwischendurch eine sportliche Baisse gab, mit Steve Yzerman als General Manager begann 2010 der strategisch mittelfristig aufgebaute Aufstieg und die erfolgreichste Zeit, in welcher der zweite und dritte Stanley Cup Back-to-back folgten. Und nun winkt sogar der „Threepeat“. Die Marke hat sich nicht nur im Nischenmarkt NHL, sondern auch im ganzen Marktsegment der grossen Mannschaftssportarten in Florida durchgesetzt.

Avalanche: Schneller Erfolg – schnelle Eroberung eines Marktanteils

Ebenso entwickelt hat sich die Beliebtheit und das Image der Marke Colorado Avalanche. Nur halt einfach sehr viel schneller. Die Akzeptanz bei den Fans war von Beginn an hoch. Kein Wunder, wurde man doch gleich im zweiten Jahr nach dem Umzug der Québec Nordiques (1995) inklusive der vielen Superstars und neuen Helden (zum Beispiel Patrick Roy) 1996 erstmals Stanley-Cup-Sieger. Der sportliche Erfolg hilft natürlich in der Marken- und Imagebildung beim Zielpublikum. Die weiteren Erfolge und die neue mit vielen spannenden und polarisierende Playoff-Rivalität mit den Detroit Red Wings halfen zudem bei der Identifikation mit dem Club und dem Team. So waren auch sportliche Talfahrten besser zu verkraften. In den diversen Fanbase-Ratings (bezgl. Treue sowie Interesse der Fans und der Bevölkerung sowie Interaktionsgrad und Medieninteresse innerhalb des Bundesstaates und beim NHL-Zielpublikum) oszillieren die „Avs“ je nach Saison zwischen den Rängen 14 bis 20. Ausnahme: Der 25. Rang im Fanbase Ranking in der sportlich schlimmen Saison 2016, als man mit 48 Punkten die statistisch schlechteste Saison seit Einführung von 82 Spielen ablieferte. Wie auch in Tampa hat Denver und der Staat Colorado die Avalanche als Marke adoptiert und diese kann nicht nur neben den anderen (Nuggets, Rockies, Broncos) koexistieren, sondern schaffte sich auch einen festen Platz bei den Sportinteressierten. Ohne aber die Vorgeschichte und sportlichen Vorleistungen der Québec Nordiques, die 1972 als Franchise der World Hockey Association gegründet und nach der Auflösung der WHA im Jahr 1979 in die NHL aufgenommen wurden, wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen. Viele Superstars wie beispielsweise Joe Sakic, Peter Forsberg, Mike Ricci, Adam Deadmarsh und auch ein gewisser Uwe Krupp waren bereits bei den Québec Nordiques Schlüsselspieler.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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Was passiert hinter den Kulissen der NHL und was steckt hinter den Geschichten, die uns bewegen? NHL Insider Joël Ch. Wuethrich öffnet für SHN sein NHL Netzwerk.