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Zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren stehen die Tampa Bay Lightning in den Stanley-Cup-Halbfinals und streben den „Threepeat“ an. Erneut war es ein harter Kampf in der ersten Runde und eine souveräne Fortsetzung in der 2. Runde. Und wieder konnte man einen Ausfall eines Schlüsselspielers kompensieren sowie entscheidende Trade Deadline-Akquisitionen tätigen, die sich jetzt auszahlen.

Der Masterplan der letzten drei Saisons hat Tampa zu zwei Stanley-Cup-Triumphen in Folge geführt. Zunächst zog man die richtigen Schlüsse aus dem Erstrunden-Aus 2019, als man damals als haushoher Favorit gegen die Columbus Blue Jackets ausschied. Was danach folgte war eine Demonstration der Umsetzungskompetenz von General Manager Julien BriseBois. Der Montréalais ist ein Ziehkind von Steve Yzerman. BriseBois plant immer mittelfristig und hat die Salärobergrenze im Griff. 2021 konnte er - wie in den Jahren zuvor - einige Spieler, die in den Playoffs ihren ohnehin schon grossen Wert steigern konnten, gewinnbringend weiter transferieren: Barclay Goodrow und Blake Coleman sowie Tyler Johnson waren 2021 wichtige Spieler auf dem Weg zum Stanley-Cup-Erfolg. So auch Yanni Gourde, den man im Expansion Draft nach Seattle ziehen lassen musste. Diese Moves waren wohl geplant – einerseits wegen des Handlings des Salary Caps wie auch aufgrund der mittelfristigen Ausrichtung in der Kaderplanung.

Das Playoff-Erfolgsrezept „reloaded“

Und hier liegt auch das Playoff-Erfolgsrezept begraben. Nicht nur zum Saisonstart erfolgt eine Kaderzusammenstellung, die auf die Playoffs ausgerichtet ist. Man geht klar nach einem bewährten Muster vor: Während der Phase der Trade Deadline jeweils im März sollen gezielt Rollenspieler eingegliedert werden, die taktisch variabel einsetzbar sind und auch einen Scoring Touch besitzen. Auch diesmal zeigte sich, wie gut geplant wurde. Mit Nick Paul holte man nicht nur einen physisch imposanten Klasse-Rollenspieler, sondern auch einer, der zu skoren versteht und effizient ist in Unterzahl. Es war kein Zufall, dass Nick Paul in Spiel 7 in Toronto schliesslich die Serie entschied nachdem einer der absoluten Schlüsselspieler, Brayden Point, verletzt ausschied. Und mit Brandon Hagel holte man sich das wichtige Secondary Scoring ins Boot.

„Mia san mia“-Mentalität nun auch in Tampa

Ein anderer wichtiger Punkt führte dazu, dass man auch in der 2. Runde gegenüber den spielstarken Florida Panthers schlussendlich die Serie dominierte: Der mentale Aspekt! Erfolge prägen eine in sich gewachsene, solide und Mannschaft und eine ganze Organisation. In Tampa herrscht mittlerweile auch eine Art „Mia san mia“-Mentalität einer Dynastie. So wie man diese erlebte in den 70er und 80er Jahren in Montréal, in den 90ern in Edmonton, um die Jahrhundertwende in Detroit und New Jersey, später in Chicago und L.A. und nun auch in Tampa. Viele sprechen von einem Sieger-Gen, das sich innerhalb eines Teams etabliert. Und so haben die Bolts nicht umsonst seit Jahren in fast jeder Playoff-Serie das viel zitierte Momentum auf ihre Seite gezwungen. Das war 2020 sowie 2021 so (besonders in der Stanley-Cup-Finalserie gegen die Canadiens de Montréal) und setzte sich in der ersten Playoffrunde 2022 gegen die Toronto Maple Leafs fort. Auch in der Panthers-Serie ergaben sich in Spielphasen einige Schlüsselsituationen, die das Momentum auf die Seite der Bolts kippen liess.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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