Bull-etin Zug

Der EVZ hat mit Jesse Zgraggen, Miro Zryd und Yannick-Lennart Albrecht bereits drei Schweizer Neuzugänge auf die kommende Saison hin verpflichtet. Alle drei sind junge, entwicklungsfähige Spieler. Können sie den EVZ besser machen? Und was bedeuten die Verpflichtungen für den Einbau der eigenen Junioren?

Von Yannick Ringger (Bild: Remo Max Schindler / remografie.ch)

{sitelinkxoff}Nachdem auf die laufende Saison mit Timothy Kast nur ein einziger bestandener NL-Spieler mit Schweizer Pass engagiert wurde, sind es im Hinblick auf die kommende bereits dreimal so viele. In der Defensive kann dies mit den gewichtigen Abgängen von Robin Grossmann (Lausanne) und Timo Helbling (Kloten) erklärt werden, welche im Teamgefüge bedeutende Rollen eingenommen haben, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht den eigenen, auf dem NL-Niveau relativ unerfahrenen Junioren anvertraut werden. Zryd und Zgraggen haben hingegen in den letzten Saisons bewiesen, dass sie einen soliden Part in der obersten Spielklasse spielen können. Im Sturm markiert die Verpflichtung Albrechts das Eingeständnis, dass die Strategie, die Rolle eines ausländischen Centers mit Kast oder Diem zu besetzen, gescheitert ist.

Drei junge, entwicklungsfähige Akteure

Der Adelbodner Zryd (183 cm, 83 kg) hat sich in den letzten Jahren nacheinander bei den Langnauer Elite-Junioren, in der Swiss League und der National League durchgesetzt. Der 23-Jährige gefällt mit einem soliden, unauffälligen Spiel in der eigenen Zone und einem guten ersten Pass. In der laufenden Spielzeit konnte er noch einmal einen grossen Entwicklungsschritt vollziehen und erhält nach Ville Koistinen, an dessen Seite er in der Regel aufläuft, bei numerischem Gleichstand mit durchschnittlich 15:33 Minuten von allen Langnauer Verteidigern am meisten Eiszeit.

Auch Zgraggen (185 cm, 95 kg) hat sich während seines vierjährigen Aufenthalts in der Leventina stetig weiterentwickelt und gehört in dieser Saison zu den absoluten Schüsselspielern. Sowohl bei numerischem Gleichstand als auch im Penalty Killing erhält er teamintern am meisten Eiszeit. Der in Kanada aufgewachsene 24-Jährige besticht durch seine physische Robustheit und defensive Zuverlässigkeit. Zgraggen, der zunehmend disziplinierter auftritt und seine Strafminuten nochmals reduzieren konnte, scheint sich als geeigneter Ersatz für Timo Helbling anzubieten. Dass er heuer mit fünf Treffern und sechs Assists bereits nach 28 Parteien neue offensive Bestwerte aufweist, passt in das Gesamtbild, ist aber durchaus mit Vorsicht zu geniessen. So befindet sich seine Schussquote mit über 13 Prozent momentan auf einem nachhaltig kaum haltbaren Niveau.

Albrecht (190 cm, 92 kg) weist eine ähnlich hohe Schussquote auf, wobei er bereits in den vergangenen beiden Saisons mit 26 (!) respektive 10,61 Prozent zu den effizienteren Schützen der Liga gehört hat. Dennoch entsprechen seine bereits sechs Treffer insofern keinem Zufall, als dass er in den letzten drei Saisons seine Schussbilanz jeweils erhöhen konnte und fünf seiner Tore bei numerischem Gleichstand erzielt hat. Der physisch starke und mit einer überdurchschnittlichen Übersicht und Spielintelligenz gesegnete Walliser, der in beiden Special Teams eingesetzt wird, erhält bei den Emmentalern von allen Schweizer Stürmern am meisten Eiszeit. Verbesserungspotential lässt sich allenfalls im Bully-Kreis orten. Mit seiner defensiven Solidität und seinem offensiven Potential sollte er dazu beitragen, dass die Zuger in der kommenden Spielzeit wieder über drei produktive Linien verfügen und ihre Abhängigkeit von der ersten Linie verringern können.

Lieber in die Breite als in „Topshots“ investieren?

Die Verpflichtung von drei jungen, gestandenen NL-Spielern, die noch einiges an Entwicklungspotential aufweisen, lässt verschiedene Schlüsse zu. Einerseits wird die Verteidigung weiter verjüngt. Durch die Abgänge Grossmanns und Helblings verlieren die Zuger zwei Akteure, die viel Eiszeit abspulen und einen wichtigen Bestandteil der Defensive ausmachen. Von Zgraggen und Zryd kann nicht erwartet werden, dass sie diese Lücken eins-zu-eins füllen werden. Stattdessen werden die Zuger die Last auf mehr Schultern verteilen. Mit Diaz, Schlumpf, Alatalo, Morant und den beiden Neuzugängen verfügen sie über sechs arrivierte Verteidiger. Noch unklar ist, ob Geisser, der letzten Sommer von den Washington Capitals gedraftet wurde und sich als Stammspieler an der Seite von Diaz etabliert hat, die nächste Saison in Zug oder in Nordamerika bestreiten wird. Daneben werden einige Junge zum Einsatz gelangen, wobei deren Einsatzzeit wesentlich davon abhängen wird, ob die Stammkräfte von ähnlich viel Verletzungspech wie in der laufenden Spielzeit verfolgt sein werden.

Anderseits wird mit der Verpflichtung Albrechts eine offensichtliche Lücke zu füllen versucht, um die erste Mannschaft zu stärken. Die letzte Spielzeit hat gezeigt, dass, will der EVZ erfolgreich sein, er über mindestens drei offensiv potente Linien verfügen muss. Da gleichzeitig die eigenen Junioren genügend Eiszeit erhalten sollen, würde es überraschen, wenn Nolan Diem einen neuen Vertrag erhält.

Drittens deutet insbesondere der Abgang Grossmanns, eines bestandenen Nationalverteidigers, daraufhin, dass der EVZ weniger bereit ist, substanzielle Geldbeträge in einen Spieler zu investieren, sondern lieber die Breite des Kaders mit jüngeren, entwicklungsfähigen und billigeren Spielern aufzufüllen versucht. Fraglich ist, ob sich diese Strategie mit der Ambition, um den Meistertitel zu spielen, vereinbaren lässt. Und falls die Neuzugänge ihr Potential nicht wie gewünscht abrufen können, könnte eine Kontroverse darüber entfachen, dass sie auf Kosten der eigenen Junioren zu Eiszeit gelangen. So vernünftig und vielversprechend die Verpflichtungen der Zuger auf die kommende Saison erscheinen, bieten sie dennoch einiges an Diskussionsstoff.

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