Bull-etin Zug

Die Saison 2022/23 ist für den EV Zug am Osterwochenende im Halbfinal gegen den späteren Schweizer Meister Genève-Servette HC zu Ende gegangen. Mit einem gewissen Abstand ist es an der Zeit, beim EV Zug die Saison rekapitulieren zu lassen und zu analysieren. Dabei lohnt es sich auch, auf die Performance der einzelnen Spieler einzugehen. Heute werden die Leistungen der Stürmer analysiert.

PostFinance/KEYSTONE/Adrien Perritaz

Bewertungsgrundlage

Berücksichtigt wurden die Statistiken sowie die Leistung auf dem Eis, gemessen an ihrem Potenzial, der Erwartungshaltung und verglichen mit den Leistungen aus den Vorjahren. Auch Advanced Stats von NL Ice Data wurden für die Analyse herbeigezogen. Die Statistiken stammen von Eliteprospects.com.

Die Offensive wirkte in dieser schwierigen Saison im Vergleich zu den Vorjahren oft harmlos. Nur selten brachte man das Tempo aufs Eis, welches die Zuger Offensive in der Vergangenheit auszeichnete. Neuzugang Brian O'Neill war eine Verstärkung, allerdings ging ihm in den Playoffs die Power aus. Er überzeugte aber über weite Strecken und insbesondere in der Champions Hockey League.
Die Geschichte rund um Peter Cehlarik und dessen vorzeitiger Abgang ist bekannt. Seine Verpflichtung hat leider nicht so funktioniert wie man sich dies von beiden Seiten erhofft hatte. Sein Ersatz Carter Camper war im Quali-Endspurt eine Verstärkung, in den Playoffs blieb er zu oft ohne Einfluss aufs Spiel.
Nicht bewertet wurde neben Peter Cehlarik auch Youngster Tim Muggli. Er bestritt zwar insgesamt 18 Spiele (1 Assist), erhielt allerdings oft nur wenig Eiszeit. Entsprechend ist seine Bewertung schwierig.

#9 Brian O’Neill (34)

Qualifikation: 50 Spiele, 14 Tore, 28 Assists, 42 Skorerpunkte / +14-Bilanz
Playoffs: 11 Spiele, 2 Tore, 3 Assists, 5 Skorerpunkte / +0-Bilanz

Der 34-jährige Center startete stark in sein EVZ-Abenteuer. Seine Linie mit Peter Cehlarik und Lino Martschini war zu Beginn der Saison zeitweise die gefährlichste Linie. Wie viele andere Spieler baute aber auch er kontinuierlich ab, in der Champions Hockey League spielte er dagegen sehr stark auf. Wie Kovar legte auch er einen starken Endspurt in der Qualifikation hin, auch seine starke +14-Bilanz bestätigt dies. In den Playoffs lief es ihm nicht mehr wunschgemäss, sein Einfluss aufs Spiel war limitiert. Wen er in seiner zweiten EVZ-Saison mehr Konstanz in sein Spiel bekommt, wird er noch mehr Skorerpunkte sammeln.
Qualifikation: Note 5.0 / Playoffs: Note 4.5 => 4.75

#12 Yannick Zehnder (25)

Qualifikation: 52 Spiele, 6 Tore, 6 Assists, 12 Skorerpunkte / +3-Bilanz
Playoffs: 9 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, 0 Skorerpunkte / +0-Bilanz

Eine Saison zum Vergessen für das Zuger Urgestein. Der 25-Jährige rannte während der gesamten Saison seiner Form hinterher und rutschte in der Hierarchie nach hinten. Teilweise musste er gar mit der Rolle als 13. Stürmer vorliebnehmen. Beim Coaching Staff hatte er zuletzt einen schweren Stand. Nachdem sein überraschender Wechsel zu den ZSC Lions bekannt wurde, zeigte er zwischenzeitlich wieder bessere Leistungen. Vom wirbligen Stürmer darf und kann man mehr erwarten. In den Playoffs blieb er gänzlich ohne Einfluss und spielte pro Partie kaum sechs Minuten.
Qualifikation: Note 3.5 / Playoffs: Note 3.0 => 3.25

#15 Grégory Hofmann (30)

Qualifikation: 33 Spiele, 13 Tore, 23 Assists, 36 Skorerpunkte / +1-Bilanz
Playoffs: 11 Spiele, 3 Tore, 1 Assist, 4 Skorerpunkte / +4-Bilanz

Bis zu seiner Verletzung Mitte Januar war der 30-Jährige Topskorer und der beste Spieler des Teams. Die Verletzung setzte ihn bis zu den Playoffs ausser Gefecht. Pünktlich zum ersten Playoff-Spiel kehrte er ins Line-Up zurück und meldete sich mit einem Doppelpack zurück. Danach allerdings kam – abgesehen von einem wunderbaren Solo in Spiel 4 – nicht mehr viel. Die fehlende Spielpraxis war ihm anzumerken. Seine verletzungsbedingte Absage für die WM legt ausserdem den Verdacht nahe, dass Hofmann in den Playoffs zumindest am Schluss nicht mehr fit war oder sich erneut verletzt hatte.
Qualifikation: Note 5.5 / Playoffs: Note 4.0 => 4.75

#25 Carter Camper (34)

Qualifikation: 8 Spiele, 2 Tore, 3 Assists, 5 Skorerpunkte / +4-Bilanz
Playoffs: 7 Spiele, 1 Tor, 1 Assist, 2 Skorerpunkte / -1-Bilanz

Er kam Anfang Februar als Ersatz für Peter Cehlarik, entsprechend gross waren die Erwartungen an ihn. Er fügte sich sofort gut ins Team ein. In der Qualifikation hatte er einen Anteil am starken Endspurt des Teams und der direkten Playoff-Qualifikation. In den Playoffs war er erst gesetzt, als sich Justin Abdelkader verletzte. Gegen Genf erzielte er ein wichtiges Tor zum einzigen Sieg, ansonsten hatte er kaum Einfluss aufs Spiel. Sein Vertrag wird ebenfalls nicht verlängert, seine Zukunft ist noch unklar.
Qualifikation: Note 5.0 / Playoffs: Note 4.0 => 4.5

#26 Reto Suri (34)

Qualifikation: 30 Spiele, 2 Tore, 1 Assist, 3 Skorerpunkte / -9-Bilanz
Playoffs: 10 Spiele, 3 Tore, 0 Assists, 3 Skorerpunkte / -2-Bilanz

Ende November 2022 kehrte er nach seiner schweren Knieverletzung aufs Eis zurück. Der Routinier brauchte lange, um wieder in die Gänge zu kommen und zur alten Stärke zurückzufinden. Im CHL-Halbfinalrückspiel gegen Tappara erzielte er sein erstes Tor nach der Verletzung, es sollte ein Wendepunkt für ihn sein. Wie seine Linienkollegen zeigte er einen Exploit in den Playoffs und schoss wichtige Treffer. Spielt Suri in der kommenden Saison so wie in den Playoffs, wird er wieder eine wichtige Rolle spielen.
Qualifikation: Note 4.0 / Playoffs: Note 5.0 => 4.5

#28 Dario Allenspach (20)

Qualifikation: 51 Spiele, 2 Tore, 2 Assists, 4 Skorerpunkte / -8-Bilanz
Playoffs: 8 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, 0 Skorerpunkte / +0-Bilanz

Wie der Rest des Teams tat sich auch Allenspach in dieser Saison über weite Strecken schwer. Der 20-Jährige kam meist in der vierten Linie zum Einsatz, wo er seine offensiven Qualitäten nicht so ausspielen konnte wie noch im Vorjahr. In der letzten Saison sammelte er noch 13 Skorerpunkte (sieben Tore) in 63 Spielen, in dieser Saison waren es in 59 Spielen nur noch deren 4 Skorerpunkte. In den Playoffs fiel er lediglich durch seine Spieldauerdisziplinarstrafe in Spiel 1 gegen die Lakers sowie die anschliessende Spielsperre auf. Möglicherweise würde ihm eine offensivere Rolle gut tun?
Qualifikation: Note 4.0 / Playoffs: Note 3.5 => 3.75

#43 Jan Kovar (33)

Qualifikation: 52 Spiele, 20 Tore, 30 Assists, 50 Skorerpunkte / +4-Bilanz
Playoffs: 11 Spiele, 0 Tore, 4 Assists, 4 Skorerpunkte / +2-Bilanz

Captain, Leitwolf, Topskorer – Jan Kovar ist neben Leonardo Genoni wohl der wichtigste Einzelspieler beim EVZ. Der Tscheche, der vielerorts als einer der besten Center ausserhalb der NHL betitelt wird, gehörte in der enttäuschenden Qualifikation zu den besseren Spielern und war einer der Hauptgründe, warum die Zuger schlussendlich doch noch direkt in die Playoffs kamen. In den Playoffs blieb er dann aber ungewohnt wirkungslos und konnte die Erwartungen nicht erfüllen, mittlerweile ist klar: Kovar hat in den Playoffs erneut mit einer Verletzung gespielt. Sein spielerischer und physischer Einfluss war daher limitiert und wurde insbesondere gegen Genf schmerzlich vermisst. Insbesondere in der zweiten Quali-Hälfte spielte er stark auf. Statistisch gesehen hat Kovar sogar eine bessere Qualifikation gespielt als in den vergangenen Jahren.
Qualifikation: Note 5.5 / Playoffs: 4.0 => 4.75

#46 Lino Martschini (30)

Qualifikation: 52 Spiele, 18 Tore, 25 Assists, 43 Skorerpunkte / +6-Bilanz
Playoffs: 11 Spiele, 5 Tore, 1 Assist, 6 Skorerpunkte / -3-Bilanz

Wer vor der Saison darauf gewettet hätte, dass Lino eine solche Saison spielt, wäre wahrscheinlich jetzt um einiges reicher. Der 30-Jährige hat sich eindrucksvoll von der persönlichen Enttäuschung der vergangenen Saison zurückgemeldet – 49 Skorerpunkte in 63 Spielen! Im Playoff-Halbfinal war er der beste Zuger Stürmer und erzielte drei Treffer.
Seine starken Leistungen wurden mit einem neuen, langfristigen Vertrag belohnt. Seit kurzem ist er ausserdem der neue All-Time-Topskorer des EV Zug.
Qualifikation: Note 5.5 / Playoffs: Note 5.0 => 5.25

2022 23 Martschini ll

Lino Martschini hat nach einem langen Leidensweg zu alter Stärke zurückgefunden.
PostFinance/KEYSTONE/Urs Flueeler

#48 Carl Klingberg (32)

Qualifikation: 38 Spiele, 7 Tore, 11 Assists, 18 Skorerpunkte / -2-Bilanz
Playoffs: 10 Spiele, 1 Tor, 1 Assist, 2 Skorerpunkte / +0-Bilanz

Der Publikumsliebling hatte in seiner letzten EVZ-Saison nicht mehr den gleich starken Einfluss aufs Spiel. Wie immer gab Klingberg vollen Einsatz und stets sein Bestes, aber auch in den Playoffs war sein Einfluss nicht mehr so gross wie auch schon. Das dürfte auch daran liegen, dass er nicht mehr so viel Eiszeit erhielt wie im Vorjahr. In der Qualifikation sammelte er noch regelmässig Skorerpunkte, in den Playoffs blieb er offensiv harmlos. Sein Einsatz für den Club war auch in dieser Saison stets vorbildlich. Nach sieben Jahren endet seine Zeit beim EV Zug, er wird seine Karriere bei seinem Stammclub Frölunda fortsetzen.
Qualifikation: Note 4.5 / Playoffs: Note 4.0 => 4.25

#59 Dario Simion (28)

Qualifikation: 51 Spiele, 17 Tore, 15 Assists, 32 Skorerpunkte / +12-Bilanz
Playoffs: 11 Spiele, 4 Tore, 5 Assists, 9 Skorerpunkte / +1-Bilanz

Seine Saison verlief lange mittelmässig, beim erfolgreichen Qualifikationsendspurt drehte er dann so richtig auf. In den Playoffs avancierte er dank einer starken Viertelfinal-Serie zum Topskorer, im Halbfinal blieb er aber unauffällig. Insgesamt eine mehr oder weniger konstant gute Saison vom Tessiner.
Qualifikation: Note 5.0 / Playoffs: Note 5.5 => 5.25

#61 Sven Leuenberger (24)

Qualifikation: 52 Spiele, 2 Tore, 2 Assists, 4 Skorerpunkte / -16-Bilanz
Playoffs: 11 Spiele, 1 Tor, 3 Assists, 4 Skorerpunkte / +0-Bilanz

Der 24-jährige Aargauer ist bereits seit einigen Saisons ein unverzichtbarer Wert in der vierten Zuger Linie. Wie bei so vielen verlief auch bei ihm die Saison enttäuschend. Seine -16-Bilanz ist ein Beweis dafür. Auch offensiv war die Nummer 61 schon produktiver. Dies ändert aber nichts daran, dass er ein wichtiger und verlässlicher Wert ist. Im Boxplay verrichtet er wichtige Arbeit. In den Playoffs rockte er mit seinen Linienkollegen und sorgte so für viele positive Augenblicke. Eine der wenigen positiven Überraschungen in den diesjährigen Playoffs.
Qualifikation: Note 4.0 / Playoffs: Note 5.0 => 4.5

#68 Fabrice Herzog (28)

Qualifikation: 52 Spiele, 15 Tore, 16 Assists, 31 Skorerpunkte / +6-Bilanz
Playoffs: 11 Spiele, 3 Tore, 4 Assists, 7 Skorerpunkte / +1-Bilanz

Der 28-Jährige sammelte trotz schwieriger Saison regelmässig Skorerpunkte und war in den Playoffs einer der besten EVZ-Spieler. Zudem entwickelte er sich zum Schützen wichtiger Tore, wie etwa in den Playoffs gegen die Lakers. Ebenfalls erfreulich: Er verpasste erstmals seit der Saison 2019/20 kein Spiel und sammelte nur 12 Strafminuten. Bisher sammelte er in keiner vollen NL-Saison weniger Strafminuten und Sperren setzte es ebenfalls keine ab. Sein Scoring-Output war in dieser Saison (0.57 P/G) etwas tiefer als im Vorjahr (0.75 P/G), dennoch darf man es als eine gute Saison betrachten.
Qualifikation: Note 5.0 / Playoffs: Note 5.0 => 5.0

2022 23 Herzog

Fabrice Herzog gehörte über weite Strecken zu den konstantesten EVZ-Stürmern.
PostFinance/KEYSTONE/Philipp Schmidli

#88 Sven Senteler (30)

Qualifikation: 52 Spiele, 10 Tore, 11 Assists, 21 Skorerpunkte / -9-Bilanz
Playoffs: 11 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, 0 Skorerpunkte / -1-Bilanz

Seine Leistungen in der Qualifikation waren abgesehen von der -9-Bilanz in Ordnung, mehr aber nicht. In den Playoffs tauchte er dann gänzlich ab und blieb ohne Skorerpunkte. Seine Eiszeit im Powerplay war nach der Ankunft von Abdelkader reduziert, was sich auch auf seinen Offensive-Output auswirkte. Vom 30-Jährigen, der seit letzter Saison auch zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft gehört, darf und kann man mehr erwarten.
Qualifikation: Note 4.5 / Playoffs: Note 3.5 => 4.0

#89 Justin Abdelkader (36)

Qualifikation: 24 Spiele, 2 Tore, 3 Assists, 5 Skorerpunkte / -8-Bilanz
Playoffs: 5 Spiele, 1 Tor, 2 Assists, 3 Skorerpunkte / -3-Bilanz

Der 36-Jährige kehrte Ende November 2022 überraschend als Ersatz für den verletzten Carl Klingberg zum EV Zug zurück. Seine Rolle war im Vergleich zu seinem ersten EVZ-Engagement eine komplett andere. Abdelkader kam meist als Rollenspieler in der vierten Linie zum Einsatz und erfüllte dort wichtige Aufgaben. Obwohl sein Offensive-Output in der Qualifikation dürftig war, blühte er in den Playoffs regelrecht auf. Seine Aufgabe war aber nicht das Punktesammeln, auch mitunter dank Abdelkader war die vierte Linie im erfolgreichen Qualifikationsendspurt ein wichtiger Faktor. Gegen die Lakers war er bis zu seiner Verletzung einer der auffälligsten Spieler. Sein physischer Einfluss aufs Spiel war wichtig für die Zuger. Sein Fehlen war gegen Genf spürbar. Wie Camper und Klingberg erhält auch er keinen neuen Vertrag.
Qualifikation: Note 4.5 / Playoffs: Note 5.0 => 4.75

Viele personelle Wechsel in der Zuger Offensive

In der Zuger Offensive kommt es im Hinblick auf die kommende Saison 2023/24 zu einigen Änderungen im personellen Bereich. Mit Carter Camper, Justin Abdelkader und Publikumsliebling Carl Klingberg verlassen drei Imports den Club. Im Gegenzug haben sich die Zuger mit Marc Michaelis (DE, SCL Tigers) und Andreas Wingerli (SWE, Skelleftea AIK) verstärkt. Michaelis war bei den Langnauern bis zu seinem Ausfall Topskorer und hat das Potenzial, dies auch in Zug zu werden. Wingerli ist zwar für einige Skorerpunkte gut, allerdings ist er kein klassischer Skorer wie Michaelis. Er kann sowohl auf dem linken Flügel als auch auf der Centerposition eingesetzt werden.
Auch beim Schweizer Personal kommt es zu einem Wechsel: Yannick Zehnder wechselt zu den ZSC Lions, im Gegenzug kehrt Eigengewächs Louis Robin aus Nordamerika zurück. Noch offen ist, ob auch Attilio Biasca zurückkehrt. Gerüchte über seine Rückkehr tauchten schon vor den Playoffs auf.

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