Bull-etin Zug

Mit einer Niederlage gegen den Genève-Servette HC ist die Saison 2022/23 für den EV Zug am Ostersamstag zu Ende gegangen. Am Ende setzte sich der Qualifikationssieger aus Genf mit 4:1-Siegen durch. Für die Zuger geht damit eine verkorkste Saison zu Ende.

Ein Symbolbild einer verkorksten Saison - enttäuschte Zuger nach einer Niederlage
PostFinance/KEYSTONE/Patrick B. Kraemer

Am Ostersamstag ist der Traum von der erneuten Titelverteidigung für den EV Zug geplatzt. Die 2:3-Niederlage in Genf war die vierte und entscheidende Niederlage in der Playoff-Halbfinalserie gegen den Qualifikationssieger Genève-Servette HC.

Im Gegensatz zur Viertelfinal-Serie gegen die SC Rapperswil-Jona Lakers reichten die individuelle Klasse sowie ein überragender Torhüter in Form von Leonardo Genoni nicht mehr, um dem Gegner die Stirn bieten zu können. Am Ende waren es unter anderem folgende Faktoren, welche mitunter zum vorzeitigen Saisonende geführt haben:

Robert Mayer auf gleicher Höhe mit Leonardo Genoni

Gegen die Lakers konnte Leonardo Genoni (35) das Torhüterduell klar für sich entscheiden. Im Halbfinal traf er mit Robert Mayer (33) auf einen Torhüter, der sich ebenfalls in bestechender Form befand. Der Genfer erspielte sich im Laufe der Playoff-Viertelfinalserie der Genfer gegen den HC Lugano seinen Platz im Tor und überzeugte fortan mit starken Leistungen. Das zeigt auch ein direkter Vergleich der beiden Torhüter in dieser Halbfinalserie:

Leonardo Genoni: 93.32% / 164 Schüsse auf sein Tor / 11 Gegentore (exkl. 1 Empty-Netter)

Robert Mayer: 94.30% / 141 Schüsse auf sein Tor / 8 Gegentore (exkl. 1 Empty-Netter)

Es wäre zwar etwas zu viel, wenn man davon spricht, dass Mayer das Torhüterduell für sich entschieden hätte. Allerdings war dies in der Lakers-Serie ein grosser Pluspunkt zugunsten des EVZ, welcher Robert Mayer egalisieren konnte. Ohne Genoni hätte der EVZ noch weniger Chancen gegen ein überzeugendes Genf gehabt. Insbesondere in Spiel 3, als die Genfer die Partie klar dominierten (Schussverhältnis: 34:18 zugunsten der Genfer!), hielt Genoni seine Farben lange im Spiel.

Genfer Imports in Topform, Zuger Imports auf Tauchstation

Die Imports haben in dieser Serie eine entscheidende Rolle gespielt. Während die Genfer Imports sieben von zwölf Genfer Treffern erzielten, gingen auf Zuger Seiten von insgesamt neun Treffern gerade einmal deren zwei (Camper, O’Neill) auf das Konto der Imports. Auf Genfer Seiten zeigten sich insbesondere die beiden torgefährlichen Abwehrchefs Henrik Tömmernes und Sami Vatanen sowie die Stürmer Teemu Hartikainen und Linus Omark in starker Form. Auf Zuger Seite erreichte kein Importspieler seine normale Betriebstemperatur. Allen voran Christian Djoos, Brian O’Neill und mit Abstrichen Jan Kovar blieben teilweise deutlich hinter den Erwartungen zurück. Wobei mittlerweile bekannt ist, dass Kovar zumindest gegen Genf mit einer Verletzung gespielt hat. Somit muss man diesen Vorwurf gegenüber des Captains entkräften. Carl Klingberg erfüllte seine Rolle mehrheitlich ordentlich und Justin Abdelkader war bis zu seiner vermuteten Verletzung (Fussbruch?) ein wichtiger Faktor gegen die Lakers. Niklas Hansson spielte meist solide, doch man merkte ihm die fehlende Spielpraxis nach der schweren Knieverletzung im Laufe der Playoffs immer mehr an. Am Ende waren die Genfer Imports schlichtweg eine Klasse besser in dieser Serie.

Special Teams

In Sachen Special Teams hatten die Genfer in dieser Serie einen weiteren Pluspunkt auf ihrer Seite. Gegen die Lakers überzeugte der EVZ noch mit einem effizienten Überzahlspiel, gegen Genf funktionierte das Überzahlspiel nicht mehr wunschgemäss. Aus 13 Überzahlmöglichkeiten bzw. 23:58 Minuten Überzahl resultierte nur ein einziges Überzahltor (Lino Martschini in Spiel 4).

Die Genfer spielten im Laufe dieser Serie fast identisch lange in Überzahl (23:50 Minuten), erzielte aber drei Treffer in Überzahl. Daraus resultiere eine solide PP-Effizienz von 20 Prozent auf Seiten der Genfer, bei den Zugern waren es enttäuschende 6.6 Prozent.

Enttäuschende Schweizer Spieler

Nicht nur die Imports blieben in dieser Serie und in den gesamten Playoffs vieles schuldig. Auch von den Schweizer Führungsspielern konnte viele die Erwartungen nicht erfüllen. Tobias Geisser spielte im Viertelfinal stark auf, im Halbfinal blieb er wirkungslos. Gleiches gilt für Topskorer Dario Simion und Fabrice Herzog. Grégory Hofmann kam nach seiner langen Verletzungsphase nur selten in Fahrt. Abgesehen von seinem Doppelpack beim Playoff-Auftakt sowie seinem wunderbaren Solotreffer gegen die Lakers blieb der Stürmer unauffällig und konnte nur selten seine Qualitäten aufblitzen lassen. Herzog sammelte im Halbfinal noch zwei Skorerpunkte, bei Hofmann war es eine Torvorlage und Geisser - im Viertelfinal noch zwischenzeitlich Topskorer - gelang kein einziger Skorerpunkt.

2022 2023 Symbolbild

Tobias Geisser konnte seine offensiven Stärken im Halbfinal nicht mehr so gut ausspielen wie noch im Viertelfinal.
POSTFINANCE/KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Es gab aber auch wenige Lichtblicke, vorwiegend bei Spielern aus der zweiten Reihe. Gegen die Lakers war vor allem die vierte Linie um die Leitwölfe Justin Abdelkader und Reto Suri sowie dem nimmermüden Center Sven Leuenberger eine der positiven Aspekte. Auch nach Abdelkader’s Verletzung sorgten Leuenberger und Suri immer wieder für positive Momente. In der Verteidigung spielte Nico Gross wie schon in der Qualifikation grundsolide und meist überzeugend. Rémi Vogel wurde für seine guten Leistungen – wenn er dann mal Eiszeit erhielt – mit seinem ersten NL-Treffer im fünften Halbfinalspiel belohnt. Neben Leonardo Genoni spielte in diesem Halbfinal fast nur Lino Martschini auf konstant gutem Niveau. Martschini erzielte alleine im Halbfinal drei Treffer, darunter sein sehenswertes Solo in Spiel 2. Allerdings bleibt bei ihm der Makel haften, dass er im Playoff-Viertelfinal teilweise wirkungslos und blass blieb.

Out im Halbfinal – eine grosse Enttäuschung oder versöhnlicher Abschluss einer verkorksten Saison?

Zum ersten Mal seit dem Amtsantritt von Dan Tangnes im Sommer 2018 hat die Mannschaft das Playoff-Final verpasst. Die Enttäuschung ist auch ohne diesen Umstand riesengross. Und dennoch sollte man darin die positiven Aspekte nicht vernachlässigen. Obwohl ein Out im Halbfinal keinesfalls den Erwartungen von Club, Spielern und Coaches entspricht, ist es ein versöhnlicher Abschluss einer von A-Z verkorksten Saison. Einer Saison, in der noch Anfang Februar gefühlt das Verpassen der Pre-Playoffs näher schien als die direkte Playoff-Qualifikation. Einer Saison, welche geprägt war von enttäuschenden Leistungen, enttäuschenden Resultaten und unterschiedlichen Gefühlslagen. Einer Saison, in der die Zuger so nahe am Einzug in den Final der Champions Hockey League standen wie kein Schweizer Team zuvor. Einer Saison, in der vieles nicht so lief wie es sollte. Einer Saison, in der mehrere Topspieler verletzungsbedingt und teilweise für längere Zeit ausfielen.

Am Ende könnte man sagen, dass die Mannschaft das Maximum herausgeholt hat. Und dennoch überwiegt die Enttäuschung. Gerade weil jeder weiss, es wäre mehr drin gelegen. Das weiss der Coaching Staff, das weiss die sportliche Führung und die Spieler wissen es erst recht.

Die Saison 2022/23 ist für den EV Zug zu Ende. Damit gehen auch zwei Ären zu Ende (Holden, Klingberg). Die Zuger werden aus dieser Erfahrung lernen und gestärkt in die neue Saison gehen. Die Mannschaft wird durch die bereits feststehenden Transfers (Elia Riva, Lukas Bengtsson, Marc Michaelis (+Attilio Biasca und Andreas Wingerli?)) eine Blutauffrischung bekommen und wird im September 2023 mit vollem Tatendrang in die neue Saison starten.

Bull-etin Zug

This blog covers life around EV Zug. You will find reports about news and history, analysis, personal opinion and much more.