Bull-etin Zug

Der EV Zug trifft im Playoff-Viertelfinal mit dem HC Lugano auf einen äusserst unbequemen Gegner. Wie präsentieren sich die beiden Teams im Vergleich und welche Faktoren werden über das Weiterkommen entscheiden?{sitelinkxoff}

{sitelinkxoff}Trotz einer insgesamt überzeugenden und souveränen Qualifikation, welche die Zuger verdientermassen auf dem zweiten Platz beendet haben, treffen sie von allen Teams mit Heimvorteil wohl auf den stärksten Gegner. Nach einer lange Zeit schwachen Qualifikation haben die Luganesi Ende Januar den Tritt gefunden und den Sprung über den Strich geschafft – unter anderem auch dank drei Siegen gegen die Zuger in den letzten sechs Wochen. Die beiden Teams treffen zum fünften Mal in den Playoffs aufeinander, zum fünften Mal im Viertelfinal. Nur 2013 konnten sich die Zuger durchsetzen – beim letzten Aufeinandertreffen 2016 blamierten die Bianconeri die Kolinstädter mit einem Sweep. In diesem Blog sollen fünf Faktoren herausgegriffen werden, welche besonders auffallen oder sich als entscheidend erweisen könnten.

Die beiden besten Offensivabteilungen

Mit 160 Treffern stellt Lugano die torgefährlichste Offensive – dank einem Törchen mehr als der EVZ – und die beste Schusseffizienz, gefolgt von den Zugern. Besonders beeindruckt die Ausbeute der Tessiner bei numerischem Gleichstand. Dort haben sie mit 130 Toren die Liga deutlich angeführt – die Zuger erzielten als zweitbestes Team 107 Treffer. Bei beiden Teams haben nicht nur prominente Stürmer wie die beiden Topscorer Grégory Hofmann – mit 30 Toren der beste Torschütze der Liga – und Lino Martschini geglänzt. Bei den Tessinern haben die bisher eher als Defensiv-Center bekannten Giovanni Morini, der mit 14 Treffern seine bisherige Bestmarke mehr als verdreifacht hat, und Raffaele Sannitz, der im Alter von 35 Jahren an der Seite Hofmanns regelrecht aufgeblüht ist und sich sensationell in den Top Ten der Liga-Scorerliste wiederfindet, eine unerwartete Produktivität an den Tag gelegt. Bei den Zugern stechen Sven Senteler und Reto Suri heraus, die mit 17 respektive 18 Treffern neue Bestmarken aufgestellt respektive egalisiert haben.

Sannitz, schon 2006 beim letzten Meistertitel Luganos dabei, hat an der Seite Hofmanns die Saison seines Lebens gespielt.
PHOTOPRESS / Alexandra Wey

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Beide Teams verfügen zudem über äusserst torgefährliche Verteidiger. Jene der Tessiner haben mit 33 Toren am meisten erzielt, jene der Zentralschweizer rangieren mit 26 an dritter Stelle, wobei der überragende Raphael Diaz mit zwölf die Liga anführt, davon neun bei numerischem Gleichstand – auch das eine Bestmarke, ex-aequo mit dem Bieler Anssi Salmela und eines mehr als der erstaunliche Captain Luganos, Alessandro Chiesa.

Trotz der beidseitigen offensiven Feuerkraft gibt es Fragezeichen. So haben die Ausländer Luganos bisher nur bedingt überzeugt – mit 31 Treffern waren sie so unproduktiv wie keine andere Ausländerfraktion. Können Jani Lajunen und Maxim Lapierre, die in den Playoffs normalerweise aufblühen, auch heuer zu Hochform auflaufen? Dies wäre besonders wichtig, um die Abhängigkeit von Hofmann zu verringern. Beim EVZ stehen ebenfalls die Ausländer im Fokus. Bewahrt Garrett Roe einen kühlen Kopf? Findet David McIntyre einen Weg aus seinem Formtief und verhelfen er oder Brian Flynn Martschini endlich wieder zu einem Frühling in den Playoffs? Schliesslich stellt sich die Frage, ob die Coaches versuchen, die offensiven Freiheiten ihrer Akteure einzuschränken oder voll auf die Stärken ihrer Mannschaft vertrauen.

Starke Defensive vs. Playoff-Spezialist im Tor

Klare Vorteile kann der EVZ in der Verteidigung verbuchen. Diese macht einen sattelfesteren Eindruck und kann durch mehr Breite überzeugen. Mit 115 Gegentoren rangieren sie hinter dem SC Bern an zweiter Stelle, während die Luganesi mit 141 Gegentreffern nach Genève-Servette die zweitschlechteste Hintermannschaft aller Playoff-Teilnehmer vorweisen. Die grossmehrheitlich tempofesten und mit einem guten ersten Pass gesegneten Blueliner der Zuger dürften wohl weniger Mühe im Spielaufbau haben als ihre Antipoden. Gelingt es den Kolinstädtern, ihr Spiel über längere Zeit in der gegnerischen Zone aufzuziehen und bei Scheibenverlust die Tessiner Verteidiger mit einem aggressiven Forechecking sofort unter Druck zu setzen, dürften die Bianconeri mittelfristig vor ernsthafte Probleme gestellt werden.

Über einen Vorteil scheint Lugano im Tor zu verfügen, wo Elvis Merzlikins seit seinem Durchbruch vor über drei Jahren in den Playoffs stets zu Hochform aufgelaufen ist und seine Farben zweimal in den Final gehext hat. Tobias Stephan hat in seinen bisher vier Playoffs bei Zug bisher nur 2017, als er sein Team in den Final geführt hat, überzeugt.

Luganos Schlüsselspieler
PHOTOPRESS / Alessandro Crinari

Special Teams: Sorgenfalten bei Lugano

In den Playoffs entscheiden Power- und Boxplay oft über Triumph oder Verderben. Trifft dies auch auf diese Serie zu, so muss sich Lugano unbedingt steigern, wenn es nicht sang- und klanglos untergehen will. Die Tessiner weisen jeweils die zweitschlechteste Erfolgsquote in beiden Disziplinen auf. Beides wirkt sich besonders fatal aus, weil die Luganesi am drittseltensten mit einem Mann mehr, aber am häufigsten mit einem weniger antreten mussten. Auch die Zuger haben zu viele Strafen genommen und mussten am zweithäufigsten in Unterzahl agieren. Immerhin verfügen sie über ein effizientes Penalty-Killing (zweitbestes der Liga), weshalb sie den Schaden in Grenzen halten konnten. Auf der anderen Seite haben die Zentralschweizer viele Strafen provoziert, weshalb ihr statistisch bestes Powerplay seine Stärken am häufigsten zur Schau stellen durfte.

Beide Teams müssen weniger Zeit auf der Strafbank zu verbringen. Der EVZ wird zudem daran arbeiten, konzentrierter aufzutreten, damit das zuletzt etwas inkonstante Boxplay wieder reibungslos funktioniert und das Powerplay weniger Gegentreffer erhält (mit sieben am meisten, wobei die Mehrheit davon in den letzten zwei Wochen der Qualifikation kassiert wurde). Luganos Coach Greg Ireland wird inständig darum beten, dass die Playoffs für die Special Teams beider Teams einen Neuanfang darstellen. Vielleicht gelingt es ihm, endlich das Potential aus seinem Powerplay-Spezialisten Linus Klasen herauszukitzeln.

Noch wenig Titelerfahrung bei den Coaches

Sowohl Greg Ireland als auch Dan Tangnes gehören zu den unterschätzten Coaches in der Schweiz. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sie noch kein besonders eindrückliches Palmarès vorweisen können. Angesichts der offensiven Stärke der beiden Teams und der gänzlich unterschiedlichen taktischen Präferenzen der Coaches, wird es interessant zu beobachten sein, wie sie ihr Team auf den Gegner einstellen und inwiefern sie das System anpassen. Tangnes hat am Montag wiederum betont, dass sein Team versuchen werde, seine Spielidee durchzuziehen und ist davon überzeugt, dass seine Equipe erfolgreich sei, wenn ihr dies gelingen würde. Entsprechend ist davon auszugehen, dass die Zuger versuchen werden, die Bianconeri mit einem aggressiven Forechecking und schnellen Umschaltspiel zurückzudrängen und sie so an der Entfaltung ihres Offensivspiels zu hindern. Dies klingt nach einem erfolgsversprechenden Plan, da dieses Spiel den Qualitäten seiner Spieler entspricht. Die Frage ist, wie Tangnes seine Mannschaft dazu bringen kann, dass sie einen kühlen Kopf bewahrt und der Strafbank fernbleibt. Dies dürfte den Schlüssel darstellen, ob Tangnes erstmals als Coach eine Playoff-Serie auf höchster Stufe gewinnt.

Dass es Ireland gelingen mag, sein Team so einzustellen, dass es die Stärken des Gegners geschickt neutralisiert, hat er während der letztjährigen Playoffs bewiesen, als den Luganesi ein einziger Sieg zum ersten Meistertitel seit 2006 gefehlt hat. In diesem Jahr muss er noch die richtige Balance im Team finden. Verordnet er seinem Team eine defensivere Ausrichtung, um die Zuger Stars aus dem Spiel zu nehmen, so stellt sich die Frage, ob die Defensive genügend sattelfest ist. Das Heil in der Offensive zu suchen, mag gewissen Spielertypen eher entsprechen, liegt aber überhaupt nicht im Naturell des Coaches.

Lugano in Top-Form

Der Formstand stimmt sicher für den HC Lugano. Der siebenmalige Meister hat die Qualifikation als formstärkstes Team abgeschlossen. Aus den letzten fünf Partien resultierten vier Siege – aus den letzten elf Begegnungen acht Erfolge. Unter dem Druck des drohenden Scheiterns treten die Tessiner bereits seit Wochen mit Playoff-Intensität auf, wobei sie zuletzt ihre besten Leistungen abgerufen haben.

Die Resultate der Zuger dagegen sind mit zwei Siegen aus den letzten sieben Partien und neun Niederlagen in den letzten 15 Meisterschaftspartien wenig erbaulich. Allerdings haben sie in den drei Schlüsselspielen im Februar demonstriert, dass es sich eher um eine Frage der Einstellung handelt: Im Cup-Final, der Partie gegen den Angstgegner ZSC Lions und dem Spitzenkampf gegen den SC Bern sind sie jeweils dominant aufgetreten und haben verdientermassen gewonnen. Folglich dürfen die Worte Martschinis, wonach «wir keine Extramotivation für den Samstag benötigen. Wir werden motiviert bis in die Fingerspitzen und voller Selbstvertrauen antreten», durchaus zuversichtlich stimmen.

Reto Suri hat diese Saison zu alter Stärke und soll mit seinem Kampfgeist seine Teamkollegen mitreissen.
PHOTOPRESS / Peter Schneider

Fazit

Die Fans dürfen sich auf eine intensive, hart umkämpfte Serie freuen, in welcher der EVZ aufgrund der konstanteren Leistungen in der Qualifikation und grösseren Ausgeglichenheit im Kader auf dem Papier zu favorisieren ist. Entscheiden dürfte, ob der EVZ ab der ersten Partie mit der richtigen Einstellung ans Werk geht und sich nicht provozieren lässt, den Heimvorteil ausnutzen und die in der Qualifikation klaren Vorzüge in den Special Teams auch in den Playoffs ausspielen kann.

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