Gazzetta dell'Ambrì

Alle, die noch anfangs März an das Wunder von Ambrì geglaubt haben, hätte man geradewegs ins Land der Fantasien verbannt. Was dann folgte, hat man nicht erwarten können.

Auch wir in der Redaktion der Gazzetta dell’Ambrì haben uns auf ein sicheres Saisonende nach 52 Spielen eingestellt. Nach einem starken Saisonstart kam spätestens im Dezember mit der Absage des Spengler Cups und einem über weiten Strecken schwachen Januar die Ernüchterung. Auch wenn die Chancen in der Olympia-Pause noch voll intakt waren, wussten alle, dass es eine schwierige Mission wird. Erst recht als die Spiele gegen Lausanne verloren gingen, in Zug man hochkant verlor, gegen Genf schlussendlich chancenlos war und Bern gleichzeitig munter punktete. Der Rückstand auf die Hauptstädter war auf zwischenzeitlich zehn Punkte angewachsen. Nur der grösste Optimist glaubte nun noch an die Pre-Playoffs. Es brauchte nicht mehr als ein riesiges Hockeywunder.

Genau das schien die Mannschaft gemerkt zu haben. Langsam, aber sicher kamen auch negative Stimmen gegen Trainer Luca Cereda auf. Dass Cereda das Team weiter voll erreicht, hat man im kapitalen Spiel gegen den SC Bern gesehen. Die Squadra wollte eine Reaktion zeigen und spielte auch ein Stück weit für den Trainer. Nach einem Sieg nach Penaltys hat man zwar zwei Punkte verloren, aber die Leistung machte Mut. Aber für was eigentlich? Noch immer waren es neun Punkte auf den SCB. Eine gute Leistung, die auf einen guten Saisonschluss hoffen lässt? Das war wohl die generelle Meinung. Man wollte sich so sehr mit dieser Mannschaft versöhnen und mit einem einigermassen guten Gefühl in den langen Sommer gehen. Der Sieg gegen das grosse Bern war schön und gut, aber eben nicht die drei Punkte. Ab jetzt hatte man in jedem Spiel das Messer am Hals. Damit spielte der HCAP wieder an seinem absoluten Leistungslimit. Gegen Fribourg gab es den knappen 2:1-Heimsieg. Weiter geht’s – Ambrì war weiter im Rennen. Erst recht war dies nachdem klaren 5:1 in Bern der Fall. Damit stand auch fest, dass Ambrì die Direktbegegnung gegen den SCB gewonnen hat. Plötzlich war die Hoffnung wieder da. Dass das Restprogramm schwer ist, war allen bewusst, aber gleichzeitig, traute man dieser Mannschaft wieder (fast) alles zu. Das Heimspiel gegen Biel war auf Messerschneide, konnte aber gewonnen werden. Ein typisches Spiel, wie man sie zu Beginn der Saison gewinnen konnte. Ich erinnere da nur an das Derby Mitte Oktober 2021. Durch den Sieg der Berner gegen die Lions nach Verlängerung schrumpfte der Rückstand nur auf fünf Punkte. So hiess es vor dem Gang nach Fribourg ein weiteres Mal ‘Siegen oder Fliegen’. Mit dem Doppelpack von Rückkehrer Inti Pestoni und dem ersten Shutout von Janne Juvonen wurde das Unmögliche ein Stück möglicher. Man kann Paolo Duca wegen der Wahl der Ausländer diese Saison durchaus kritisieren, aber mit Janne Juvonen hatte er ein perfektes Händchen und vor allem hat er schnell reagiert. Es ist anzunehmen, dass Ambrì nicht der einzige Interessent war bzw. gewesen wäre. Was in der letzten Runde folgte, wissen wir alle und ist die Vollendung eines kleinen Wunders, das (in Ambrì) wohl nie vergessen wird.

Es waren Monate, die hochemotional waren und kaum zu beschreiben sind. Mit dem neuen Stadion war Ambrì auf dem höchsten Hoch. Der Schmerz über das Verlassen der geliebten Valascia war schnell überwunden. Vor allem wenn man in kalten Winternächten die Gottardo Arena verlässt, wünscht man sich die Valascia nicht unbedingt zurück. Nachdem Hoch folgte das Tief und die Tristesse. Man kam unweigerlich zur Frage: War es doch alles etwas viel? Stadion, Umbruch im Team, gestiegene Erwartungen etc. Dann kam aber eben die unerwartete Wende. Und genau das macht den Mythos Ambrì aus. Man weiss kaum was man bekommt, aber eines ist sicher: Es sind pure Emotionen in der Niederlage und im grössten Sieg. Diese Emotionen will man sehen und bekommt man in der Gottardo Arena auf seine purste Art und Weise.

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Ausgewählte Beiträge aus dem deutschsprachigen HCAP Fanmagazin, welches jeweils viermal pro Jahr als Printheft erscheint.