NHL Observer

In den meisten Rückschauen zur Stanley-Cup-Finalserie 2022 werden jene Namen, die in diesem Beitrag erwähnt werden, nicht sehr oft genannt. Zu Unrecht. Denn sie sind in einem Gewinnerteam ebenso unverzichtbar wie die hochtalentiertesten Superstars und Schlüsselspieler. Wir würdigen an dieser Stelle jene Spieler der Finalserie, über die nur in den „Sidestories“ berichtet wird. Der etwas andere Rückblick auf eine hoch interessante Stanley-Cup-Finalserie 2022.

Während der Stanley-Cup-Finalserie wurden die Prognosen konkreter, wer die Conn Smythe Trophy als Playoff-MVP gewinnen könnte. Da fielen natürlich die Namen der Superstars und Schlüsselspieler der beiden Finalteilnehmer. Aber: Es gibt auch die „heimlichen MVP“. Die Rede ist von den Rollenspielern, ohne die keine Mannschaft einen Titel gewinnen kann. Wer war dieses Jahr in der Finalserie die herausragende Spielerpersönlichkeit im Schatten der Stars?

Auf den ersten Blick werden sie nicht als Matchwinner oder Schlüsselspieler wahrgenommen oder identifiziert. Aber: Dank ihren Rollen oder Kernkompetenzen werden diese Spieler als heimliche Helden verehrt. Und in ihren Mannschaften respektiert, da sie einen eindeutig nachweisbaren Mehrwert erbringen. In einer idealen Playoff-Mannschaft braucht es diese Wasserträger und heimliche Leader als Rollenspieler wie auch als Teamstützen. Es geht hierbei um taktische und spielerische Fragen, aber auch darum, ob diese Leaderfiguren hinter den Leadern in punkto Teamchemie oder bei der Impulsgebung innerhalb eines Spiels und zwischen den Partien eine Wirkung erzeugen können.

Die Impulsgeber

Es liegt in der Natur der Sache, dass die Superstars auch Leistungsträger und Leaderfiguren sind. In einer guten Playoff-Mannschaft gibt es aber auch jene, die teamintern eine wichtige Rolle als „Kitt“ in der Mannschaft übernehmen (Teamchemie). Ihre Glaubwürdigkeit ist hoch. Sie geben Tipps und erzeugen Impulse innerhalb eines Spiels und zwischen den Partien. Bei Colorado sind da speziell Andrew Cogliano und Darren Helm zu nennen sowie Jack Johnson. Bei den „Bolts“ natürlich Patrick Maroon und Corey Perry, aber auch Alex Killorn.

Die Step Up Guys

Bei den so genannten Step Up Guys geht es einerseits um jene, die noch keine grosse Playoff-Erfahrung haben, aber dennoch hohe Erwartungen wecken. Sie bringen zudem eine Bereitschaft mit, in Ausnahmesituationen für das Team eine neue Rolle anzunehmen. Nick Paul hat im Team der Lightning hierbei grosse Verdienste wie auch Erik Johnson, Bowen Byram und Josh Manson bei den „Avs“, die jeweils alle in der Verteidigung Colorados genau die für sie passende Rolle gefunden haben. Und natürlich darf auch der Name Valeri Nichushkin in dieser Sparte nicht fehlen, der jahrelang die in ihn gesteckten Erwartungen nicht immer vollends erfüllte, nun aber zum vielleicht besten Step Up Guy der Playoffs 2022 wurde.

Die Secondary Scorer

Es zeigt sich immer wieder, dass nicht nur die Topstars und die Special Teams die Playoff-Partien entscheiden, sondern auch die so genannten Secondary Scorer. Nicht selten haben diese sogar einer Playoff-Serie den Stempel aufgedrückt und mit spielentscheidenden Toren geprägt. Nazem Kadri und auch wieder Valeri Nichushkin und Artturi Lehkonen auf Seiten der „Avs“ haben das Secondary Scoring in den Playoffs übernommen. Der Finne, der von Montréal kam, schoss (wen überrascht es?) schliesslich sogar das Game Winning Goal in der Partie 6 und somit im letzten Spiel der Finalserie. Während bei den „Bolts“ sich vor allem Ondrej Palat und Nick Paul sowie Ross Colton diesbezüglich hervortaten. Ein Lob gilt auch André Burakovsky, der es oft schafft, mit entscheidenden Assists oder Toren (zum Beispiel auch in der Overtime im ersten Finalspiel) das Momentum einer Serie zu beeinflussen (verletzte sich leider in Spiel 2 der Finalserie).

Die Crunch Time und Special Team Heroes

Die körperliche und geistige Fitness in der Crunch Time - also in den wichtigsten, spielentscheidenden Situationen einer Partie - ist eminent wichtig. Sei es bei Spielende oder im Einsatz in den Special Teams. Auch hier wieder muss man Artturi Lehkonen und Nick Paul erwähnen. Beide kamen als Mid Season Trades zur Trading Deadline neu nach Colorado beziehungsweise Tampa Bay. Und beide erwiesen sich in den Playoffs als Volltreffer, haben alle Erwartungen als Rollenspieler und Secondary Scorer erfüllt. Lehkonen ist sowohl in der ersten Überzahlformation gesetzt wie auch in Unterzahl oft auf dem Eis, so wie auch Nick Paul (jeweils in der zweiten Powerplay- und ersten Unterzahl Unit). Besonders erwähnenswert ausserdem: Bei den „Avs“ Andrew Cogliano und Darren Helm, J.T Compher sowie Devon Toews und Josh Manson (mutig bei den Shotblocks) als Penaltykiller. Bei den „Bolts“ ragen als PK-Helden Erik Cernak (exzellenter Shotblocker), Alex Killorn, Pierre-Edouard Bellemare, Anthony Cirelli und natürlich eben wie oft erwähnt Nick Paul heraus.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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