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Kurz nach Beginn des Stanley Cup-Finals lohnt sich ein Blick auf jene Spieler, die zum ersten Mal so richtig Playoff-Luft schnuppern durften. Einer hatte sogar eine so grosse Wirkung auf die Team-Dynamik, dass man ihn wohl als den Rookie MVP der Playoffs 2021 bezeichnen dürfte. Welche Top 3 Playoff-Frischlinge haben besonders beeindruckt?

Platz 3: Ross Colton, Tampa Bay

Ein gutes Playoff-Team besitzt gutes so genanntes „Secondary Scoring“ – Das bedeutet, dass die dritten und vierten Offensivtrios nicht nur stark als Checker Linien oder Rollenspieler performen, die zuweilen auch das viel zitierte Momentum herbeiführen, sondern auch hin und wieder wichtige Tore erzielen können. Bei den Tampa Bay Lightning ist dies die Formation um Tyler Johnson als Center mit seinen Flügeln Pat Maroon und Ross Colton. Der Rookie ist in dieser Formation optimal eingebettet: Tyler Johnson ist wie Colton ein pfeilschneller Spieler, der das Spiel lesen kann, während der erfahrene Playoff-Recke und zweifache Stanley Cup Sieger Pat Maroon (St.Louis und Tampa 2019 und 2020) die physischen Akzente setzt. Ross Colton konnte sich in dieser Zusammensetzung auch in den Playoffs voll entfalten und nebst seinen fünf Skorerpunkten eine Plus+5-Bilanz erzielen. Ausserdem war er als Boxplayer effizient.

Platz 2: Zach Whitecloud, Las Vegas

Was für eine Saison für Rookie Zach Whitecloud. Und es folgten noch starke Playoffs, in welchen er als gesetzter Verteidiger zusammen mit Nick Holden im dritten Defensivduo als Offensiv-Back agierte. Man brachte ihm viel Vertrauen entgegen, denn die Golden Knights setzen in den Playoffs auch das dritte Verteidigerpaar regelmässig ein, sodass Whitecloud auf jeweils stolze 17:05 Minuten Eiszeit pro Partie im Schnitt kam. Whitecloud brillierte durch seine Mobilität und Zuverlässigkeit. Mit vier Skorerpunkten und einer starken +3-Playoffbilanz (immerhin hiessen die Gegner bisher Minnesota, Colorado und Montreal) untermauerte er den bisherigen Eindruck.

Platz 1: Cole Caufield, Montréal

Kaum einer hat in den letzten Wochen die Fachwelt und die Fans so begeistert wie Cole Caufield. Seit der 20-jährige ins Team integriert wurde - paradoxerweise begünstigt durch den Rückzug von Jonathan Drouin aus persönlichen Gründen - ging ein Ruck durch die Mannschaft. Und als er ins Offensivtrio von Nick Suzuki eingefügt wurde, hatte man das neue Traumduo gefunden. Seitdem hat er neun Skorerpunkte erzielt, was Platz Eins in der Rookie-Punktestatistik bedeutet. Caufield wird bereits als „Flügelstürmer 5.0“ bezeichnet und ist aktuell einer jener NHL-Jungstars, die für einen Spielertypus stehen, der sich immer mehr in der NHL durchsetzt: Eher klein, aber dennoch jederzeit sehr physisch mit viel Speed, wendig mit tiefem Schwerpunkt und mit solidem Puckhandling unter Druck. Spieler „à la Caufield“ bestechen aber auch dank ihres Unterhaltungswertes. Beim Nummer Eins-Draftpick des Jahres 2020 der Canadiens de Montréal ist der Impact gut spürbar, weil Caufield innerhalb der Mannschaft sofort für frischen Wind sorgte. Er generiert sehr viele Abschlüsse, da er jede Schusschance nutzt. In Overtimes machte er schon mehrfach durch seine Dynamik den Unterschied aus. Im Gegensatz zu anderen Rookies ist Caufield so etwas wie eine Offenbarung – ein Tsunami von einem Spieler. Wohl nicht einmal der designierte Calder Trophy Sieger 2021 - Kirill Kaprizov - entwickelt einen solchen Zug zum Tor wie der junge US-Boy in Diensten der Frankokanadier. Caufield ist aber keineswegs nur ein Einwegstürmer, der defensiv nicht arbeitet. Ganz im Gegenteil. Was ihn zu einem der heissen Kandidaten für die Calder Trophy 2021 werden lässt: Er ist ein Instinktspieler mit positiver Ausstrahlung, der einen überragenden Handgelenkschuss besitzt und mit Speed fast jeden stehen lässt.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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