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Für manche Playoff-Teams, die es in die dritte Runde schaffen, wird es zuweilen eng mit dem Energiehaushalt der Schlüsselspieler. Ein Blick auf die vier Semifinal-Teams zeigt jedoch eine Auffälligkeit: Alle haben einen ausgesprochen ausbalancierten Kader. Das ist kein Zufall.

Ein Team, welches den Stanley Cup anvisiert, muss beim Kadermanagement aufpassen, dass die Schlüsselspieler leistungsmässig zwar auf Hochtouren laufen und in Höchstform sind, jedoch nicht übermässig strapaziert werden. Schliesslich soll mit dem Kräfte- und Energiehaushalt geschickt umgegangen werden. Am Schluss entscheiden oftmals die letzten Prozente Wille und Energie, wenn es in die Schlussphase der Playoffs geht. Und so ist es nicht verwunderlich, dass meistens jene Mannschaften den Pokal in die Luft stemmen, die sowohl überragende Einzelspieler als auch einen ausbalancierten Kader ins Playoff-Rennen schickten. Naturgemäss bekommen die Stars während den Playoffs die meiste Eiszeit. Aber auf die richtige Dosis kommt es an.

Was ist besser: Regeneration oder kein langer Unterbruch im Spielrhythmus?

In den aktuellen Playoffs müssen einige Coaches betreffend Management des Energiehaushaltes eine zusätzliche Herausforderung aufgrund des Pandemie-Spielplanes meistern. Mannschaften wie die Montreal Canadiens konnten aufgrund der Covid-bedingten Spielplanverschiebungen in der Qualifikation erst später in die Playoffs starten und mussten in Runde Eins über die volle Distanz gehen. Danach versuchte die NHL in Runde Zwei beim Duell Winnipeg gegen Montreal diesen Rückstand gegenüber den anderen Serien mit allen Mitteln aufzuholen und taktete die Partien sehr eng . Für die Jets war das kein Problem, hatten diese doch mit dem Sweep gegen die Edmonton Oilers mehr als eine Woche Zeit, sich auf Runde Zwei vorzubereiten. Für die Habs standen demgegenüber elf Playoff-Partien in 17 Tagen an. Eine Zumutung, fanden die Fachleute in Kanada und es kam sogar Polemik auf. Dass diese Polemik keine Fortsetzung fand, war dem Umstand eines Sweeps der Habs gegen die Jets geschuldet. Paradoxerweise waren nun beim Start der Semifinals die Canadiens de Montréal ausgeruhter als die Vegas Golden Knights. Nun jedoch könnte den Habs etwas zum Verhängnis werden, was ihnen beim Start in Runde zwei nützlich war: Sie starteten gegen die Jets mit der richtigen Dosis Intensität und einem emotionalen Hochgefühl eines siegreichen Spiel 7 gegen den Erzrivalen aus Toronto. Jetzt „profitieren“ die Knights von diesem mentalen Vorteil nach der emotionalen Serie gegen Colorado.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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