Bull-etin Zug

Mit Luca Hollenstein (24) verliert der EV Zug im kommenden Frühling ein grosses Torhütertalent aus dem eigenen Nachwuchs. Im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger gelang es ihm, sich in der National League zu beweisen. In den letzten 20 Jahren haben viele Talente das Gleiche versucht wie Hollenstein, aber nicht alle waren auf ihrer Mission erfolgreich. Deshalb die berechtigte Frage: Was wurde aus den einstigen Zuger Talenten zwischen den Pfosten? Ihre Wege sind unterschiedlich verlaufen, was aber auffällt: Viele Torhüter haben ihre Karriere früh beendet.

Beim EVZ konnte er sich nicht durchsetzen, bei den Lakers war er zuverlässiger Backup: Noel Bader.
Monika Majer / RvS.Media

Michael Tobler (38, Karriereende, 52 Spiele von 2003 bis 2005 sowie 2014) - Er hat eigentlich sogleich die spannendste Geschichte vorzuweisen. Tobler wechselte 2001 in den EVZ-Nachwuchs und wurde 2003 in den Profikader beordert. Im selben Jahr hatte er mit der Zuger U20 den Meistertitel errungen. Bereits in seiner ersten Saison 2003/04 bestritt er als 18-Jähriger 34 Spiele. In der Saison 2004/05 hatte er gegen den neuen Stammtorhüter Lars Weibel keine Chance und wechselte noch während der Saison zu den Rapperswil-Jona Lakers. Es folgten Stationen in Genf, Lausanne (NLB-Meister 2009 und 2010), La Chaux-de-Fonds und Olten sowie kurze Gastspiele in Visp und Lugano. In der Saison 2013/14 kommts zur sensationellen EVZ-Rückkehr, weil der EVZ im Torhüterchaos versinkt. Tobler – mittlerweile 28 Jahre alt und beim EHC Olten tätig – verstärkte den EVZ ab Ende Januar 2014 bis Saisonende. Danach kehrte er zum EHC Olten zurück. 2015 kehrte er abermals nach Rapperswil zurück und beendet dort 2017 seine Karriere. Im selben Jahr lancierte er beim EHC Olten seine Karriere als Goalietrainer.

Raffael Walter (37, Karriereende / 7 Spiele von 2003 bis 2006) - Der heute 37-jährige Torhüter wechselte 2001 in den EVZ-Nachwuchs und gehörte wie Tobler ab 2003 zum Profikader. 2004 wurde er mit der Zuger U20 Schweizer Meister. Sein Profidebüt feierte er in der Saison 2004/05, als er nach dem Abgang von Tobler zur Nummer zwei aufstieg. In der Saison 2005/06 kommt er als Backup von Lars Weibel nur noch zu einem Einsatz. Zur Saison 2006/07 erfolgte der Wechsel in die NLB zum EHC Visp, wo er regelmässig eingesetzt wurde. In der Saison 2007/08 bestreitet er für den HC Lugano fünf Spiele. In der Saison 2008/09 war er beim Lausanne HC hinter seinem einstigen EVZ-Kollegen Michael Tobler Backup und wurde mit dem LHC NLB-Meister. In der Saison 2009/10 – Walter stand mittlerweile beim SC Langenthal unter Vertrag – kehrte Walter aushilfsweise als Backup kurzzeitig zum EVZ zurück. Nach der Saison 2009/10 beendete Walter seine Karriere.

Mario Mathis (35, Karriereende / 4 Spiele von 2006 bis 2008) - Der gebürtige Schwyzer stieg nach dem Walter-Abgang zum neuen Backup auf, wobei er sich diese Aufgabe in seiner ersten Saison mit Jonas Müller teilte. Mathis bestritt zwischen 2006 und 2008 vier Spiele für den EV Zug. 2008 wechselte Mathis zum EHC Aarau, 2011 erfolgte der Wechsel zum EHC Seewen. Im Gegensatz zu Tobler und Walter kehrte Mathis im Laufe seiner Karriere nicht mehr zum EVZ zurück und schaffte auch den Durchbruch im Profibereich nicht. Im Frühling 2016 beendete er im Alter von 27 Jahren seine Karriere. Seine grössten Erfolge als Spieler: Schweizer Meister mit der Zuger U20 2004 sowie Meister in der SwissDiv2 und der damit verbundene Aufstieg mit dem EHC Seewen 2012.

Yves Hermann (34, Karriereende / 3 Spiele von 2006 bis 2009) - Der Torhüter gehörte ab 2006 zum Zuger Profikader und bestritt von 2007 bis 2009 insgesamt drei Spiele. In dieser Zeit war er meist die Nummer drei im Zuger Tor und hatte gegen seinen Konkurrenten Sandro Zurkirchen das Nachsehen im internen Duell um den Posten als Backup von Lars Weibel. Zur Saison 2009/10 wechselte er in die NLB zu den GCK Lions, wo er neun Spiele bestritt und zwischenzeitlich auch als Backup beim ZSC reinschnuppern durfte. In der Saison 2010/11 spielte er beim SC Herisau, wo er regelmässig eingesetzt wurde. Nach einer einjährigen Pause gab er in der Saison 2012/13 beim HC Luzern sein Comeback. Nach 14 Spielen war dann aber im Frühjahr 2013 endgültig Schluss.

Sandro Zurkirchen (33, EHC Kloten / 49 Spiele von 2007 bis 2013) - Der Schwyzer war das erste EVZ-Eigengewächs seit langer Zeit, welches sich auf der Torhüterposition langfristig im Kader etablieren konnte. Sein Debüt feierte er im Herbst 2008 unter Headcoach Doug Shedden. Zurkirchen war ab 2008 – zunächst hinter Lars Weibel und später hinter Jussi Markkanen – die verlässliche Nummer zwei im Zuger Tor und bestritt bis zu seinem Abgang 2013 49 Spiele. Weil der EVZ schon im Dezember 2012 die Verpflichtung von Tobias Stephan ab 2014 bekannt ab, wechselte «Zuri» im Frühjahr 2013 in die Leventina. Dort entwickelte er sich zum NL-Stammtorhüter und reifte zum Nationalspieler. Bei der Weltmeisterschaft 2016 war er als Nummer drei dabei. Es folgten weitere Stationen in Lausanne und Lugano. Seit 2021 spielt er beim EHC Kloten und war Teil der Aufstiegsmannschaft 2022.

Robin Kuonen

Robin Kuonen bei einem seiner drei EVZ-Einsätze.
PHOTOPRESS/Juergen Staige

Robin Kuonen (29, Karriereende / 3 Spiele von 2012 bis 2014) - Der gebürtige Walliser ist einer der tragischen Figuren der Katastrophen-Saison 2013/14. Kuonen kam 2012 als 18-Jähriger mit 3 NLB-Einsätzen im Gepäck vom EHC Visp zum EV Zug. Bereits in seinem ersten Jahr kam er in einem Drittel zum Einsatz – und hielt alle 13 Schüsse. In der Saison 2013/14 musste er gemeinsam mit Gianluca Hauser und später Eero Kilpeläinen das Torhüterchaos beim EV Zug ausbaden. Kuonen kam zwar nur zwei Mal zum Einsatz, verkam aber dennoch zu einer tragischen Figur. Wobei gesagt sein muss, dass die sportliche Misere nicht an den beiden jungen Goalies festzumachen war. Kuonen kehrte 2014 ins Wallis zum HC Sion-Nendaz 4 Vallées zurück. Zur Saison 2015/16 holte ihn der EHC Visp zurück. Nach einer Saison und zehn Einsätzen beendete er 2016 mit 22 Jahren seine Karriere. Im Frühjahr 2021 verpflichtete ihn der EHC Visp als Off-Ice-Trainer.

Noel Bader (27, Karriereende / keine Einsätze, im Profikader 2012/13 sowie von 2014 bis 2018) - Der heute 27-Jährige stiess 2012 aus dem Nachwuchs des EHC Basel zum EV Zug und durfte schon in seiner ersten Saison als Backup NL-Luft schnuppern. Ab 2014 war er fester Bestandteil des Zuger Kaders als dritter Torhüter. An diesem Status änderte sich auch bis zu seinem Abgang 2018 nichts, weil ihn unter anderem Sandro Aeschlimann in der Hierarchie überholte. In der Meisterschaft kam er nicht zum Zug, jedoch bestritt er zwei Cupspiele und ein CHL-Spiel. 2018 wechselte er zum Aufsteiger SC Rapperswil-Jona Lakers und war da vier Jahre lang der zuverlässige Backup von Melvin Nyffeler. Im Frühjahr 2022 lief sein Vertrag bei den Lakers aus und Bader entschied sich – für viele überraschend – für das Karriereende.

Gianluca Hauser (29, Karriereende / 10 Spiele von 2012 bis 2015) - Der Schwager von EVZ-Stürmer Fabrice Herzog galt als grosses Torhütertalent, konnte dieses Versprechen aber nie ganz einlösen. In der Saison 2012/13 durfte er als Backup erstmals NL-Luft schnuppern. Dank dem Torhüterchaos kam er in der Saison 2013/14 im Alter von 19 Jahren zu seinen ersten Einsätzen. 2014/15 war er Backup von Tobias Stephan und kam zu drei Einsätzen sowie leihweise zu zwei Einsätzen beim HC Ambri-Piotta. Auf die Saison 2015/16 hin wechselte er zum EHC Arosa und wurde zeitweise vom HCAP in die National League zurückgeholt, wobei er in den Playouts ein Spiel bestritt. Danach folgten Stationen beim HC Sierre (2016/17) und EHC Bülach (2017-2019). Im Dezember 2019 unterschrieb er beim EHC Basel, wo er seine Karriere nach drei Einsätzen im Frühling 2020 beendete.

Robin Meyer (23, SC Rapperswil-Jona Lakers / 2 Spiele von 2019 bis 2022) - Wie viele Talente zwischen 2016 und 2022 sammelte auch Robin Meyer seine ersten Profierfahrungen im Farmteam EVZ Academy. Ab 2019 gehörte er als dritter Torhüter zum erweiterten Profikader und kam in den Saisons 2020/21 und 2021/22 zu jeweils einem Einsatz. Damit war er auch bei den beiden Meistertiteln mit dabei, wobei ihm gemäss Eliteprospects nur der Meisertitel 2021 angerechnet wird. Dies wohl, weil er in den Playoffs 2021 auch als Backup in einigen Spielen mit dabei war und 2022 nicht. 2022 verpflichteten ihn die SC Rapperswil-Jona Lakers als Nachfolger von Noel Bader (ebenfalls Ex-EVZ-Junior) und neuen Backup von Melvin Nyffeler. Bislang kam er in 27 Spielen bei den Lakers zum Einsatz.

Diese Torhüter waren als Backup dabei, kamen aber nicht zum Einsatz:

Samuel Schweiger (31, Karriereende) - Schweiger war zwischen 2009 und 2012 als Backup-Torhüter mehrmals bei NL-Spielen mit von der Partie, zum Einsatz kam er nie. Hinter den etablierten Jussi Markkanen und Sandro Zurkirchen hatte er keine Chance. Nach seinem EVZ-Abgang im Jahr 2012 spielte er beim SC Unterseen-Interlaken (2012-2015) und beim EHC Seewen (2015-2018). 2018 beendete er seine Karriere.

Livio Blaser (34, EV Zug ll) - Blaser war zwischen 2008 und 2010 einige wenige Male als Backup-Torhüter mit von der Partie. Als es 2010 keinen Platz mehr in der U20 hat für ihn, begräbt er seinen Profitraum und heuert beim EV Zug ll an. Dort steht er auch heute noch im Tor.

Kevin Huber (30, Karriereende) - Beim EV Zug kam er nicht über die Rolle des gelegentlichen Backup-Goalies (2011-2013) heraus. Bei Fribourg erhielt er eine Chance als Backup, konnte sich aber nicht nachhaltig in Szene setzen (fünf NL-Spiele). Es folgte eine Tour de Suisse mit Zwischenhalt in Rapperswil, Genf, Martigny und Olten. Nach zwei Jahren Swiss League beim EHC Olten (2015/16) und dem HC Thurgau (2016/17) beendete er seine Karriere. 2019 kehrte er bei den Red Lions Reinach ins Tor zurück, beendete 2022 seine Karriere aber endgültig.

Gianluca Zaetta (24, vereinslos) - Der 24-Jährige spielte von 2017 bis 2020 für die EVZ Academy und konkurrierte sich dort mit Sandro Aeschlimann und Luca Hollenstein. Zaetta, der auch für die U20-WM aufgeboten wurde, hatte in Zug aber aufgrund der grossen Konkurrenz kaum Einsatzchancen. Beim Cupsieg 2019 war Zaetta als Backup live mit dabei. 2020 erhielt er bei den SCL Tigers eine Chance, kam aber aufgrund von Verletzungen nur zu 13 Einsätzen in zwei Jahren. In der letzten Saison spielte er beim HC Thurgau und beim EHC Olten, seit dieser Saison ist er ohne Club. Im Moment absolviert er ein Praktikum in der Sportredaktion von nau.ch.

Valentino Zaetta (20, Ambri-Piotta U20) - Der Bruder des zuvor erwähnten Gianluca Zaetta war in der Saison 2022/23 aufgrund des langen Hollenstein-Ausfalls bei vielen Spielen als Backup in der Meisterschaft und in der Champions Hockey League mit von der Partie. Seit dieser Saison spielt er für die U20 des HC Ambri-Piotta.

Info / Quelle

Sandro Aeschlimann (29) wurde in dieser Auflistung nicht berücksichtigt, da er abgesehen vom Farmteam nie für den EVZ-Nachwuchs gespielt hat. Für diesen Beitrag dienten die EP-Profile der erwähnten Spieler als Quelle.

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