Bull-etin Zug

Nach einer enttäuschenden Saison 2022/23 greift der EV Zug in der neuen Saison wieder nach dem Meistertitel. Im Kader gab es einige Änderungen, insgesamt stehen neun Neuzugänge und zehn Abgänge zu Buche. Auch auf der Trainerbank kam es zu Veränderungen. Ein Blick auf das Kader für die neue Saison 2023/24 zeigt: Sportchef Reto Kläy hat die richtigen Schlüsse aus der verkorksten letzten Saison gezogen.

Nach einer enttäuschenden Saison 2022/23 greifen die Zuger in der neuen Saison wieder nach dem Titel.
PostFinance/KEYSTONE/Peter Klaunzer

Die Zuger Ausgabe 2023/24 besteht zu gut einem Drittel aus Spielern, die neu zum Team gestossen sind. Dazu kommen mit Lars Johansson (53) und Michael Liniger (43) zwei neue Assistenztrainer. Auf sämtlichen Positionen wurde die Mannschaft individuell ergänzt und verstärkt.

Torhüter – Top-Talent Christian Kirsch als zusätzliche Absicherung

Am wenigsten passiert ist – welch eine Überraschung – auf der Torhüterposition. Leonardo Genoni (35) und Luca Hollenstein (23) gehen in ihr fünftes Jahr als Goalie-Gespann. Die Zukunft der beiden Torhüter mit auslaufendem Vertrag dürfte Sportchef Reto Kläy bereits jetzt beschäftigen - beide Verträge laufen im kommenden Frühjahr aus. Allerdings fungiert mit Top-Talent Christian Kirsch (17) wieder ein dritter Torhüter im Zuger Kader. Der U18-Nationalspieler gilt als äusserst talentiert und kann in der kommenden Saison erstmals Profiluft schnuppern. Die renommierte University of Massachusetts aus den USA ist derart von seinem Talent überzeugt, dass sie sich im Januar 2023 die Zusage des 17-Jährigen geholt haben – für einen Transfer 2026!

An der Hierarchie wird sich nichts ändern. Leonardo Genoni wird als Nummer Eins eine leichte Mehrheit der Spiele absolvieren und sich mit Luca Hollenstein abwechseln. Der 23-Jährige muss beweisen, dass er künftig ein Stammtorhüter in der National League sein kann. Entsprechend steht er unter Zugzwang.

Verteidigung – kann Lukas Bengtsson seinen Landsmann ersetzen?

In der Verteidigung wurden die Abgänge von Christian Djoos (28, Lausanne HC) und Samuel Kreis (29, SC Bern) durch die Zuzüge von Lukas Bengtsson (29) und Elia Riva (25) kompensiert. Bengtsson spielte zuletzt für den SHL-Club Växjö Lakers und gilt als offensivstarker Verteidiger mit einem starken Schuss. Was ihn in erster Linie von Djoos unterscheiden dürfte sind seine defensiven Fähigkeiten. Der schwedische Nationalspieler weiss ausserdem, wie man Titel gewinnt: 2016 gewann er mit Frölunda die Champions Hockey League und schoss im selben Jahr das entscheidende Tor zum schwedischen Meistertitel. In diesem Frühling gewann er mit Växjö erneut den Meistertitel.
Elia Riva wagt beim EV Zug sowas wie einen Neustart. Der Verteidiger spielte in der letzten Saison spätestens nach der Verkündung seines Wechsels beim HC Lugano keine grosse Rolle mehr und erhielt im Vergleich zu den Vorjahren weniger Eiszeit. Beim EVZ will der Tessiner, der in der Saison 2016/17 sein Profidebüt feierte, den nächsten Schritt gehen und eine weitere Stagnation verhindern. Das Potenzial dafür besitzt er auf jeden Fall. Die weiteren Änderungen betreffen die zweite Reihe oder Verstärkungsspieler. Dario Wüthrich (23) verliess den EVZ nach fünf Jahren (60 Einsätze, zwei Assists) und zwei Meistertiteln in Richtung Ambri, im Gegenzug erhält mit Leon Muggli (17) ein weiteres, vielversprechendes Talent aus dem eigenen Nachwuchs einen Platz im Kader. Der Abgang von Wüthrich kam ebenso wenig überraschend wie jener des Schweden Adam Almquist (32), der Ende Dezember 2022 als Ersatz für den verletzten Niklas Hansson verpflichtet wurde. Kürzlich wurde bekannt, dass er in die DEL zu Red Bull München wechselt.

Neben Leon Muggli hoffen auch die beiden Youngsters Rémi Vogel (21) und Arno Nussbaumer (20) auf viele Einsätze. Dafür müssen sie aber erneut auf Ausfälle beim Stammpersonal «hoffen». Vogel konnte sich in der vergangenen Saison im teaminternen Duell gegen Nussbaumer durchsetzen und war in den Playoffs nach dem Ausfall von Livio Stadler (25) gesetzt, während Nussbaumer mehrheitlich überzählig war. Bei beiden steht aufgrund des auslaufenden Vertrages ihre Zukunft auf dem Spiel.

Hoch motiviert dürfte auch der eben erwähnte Livio Stadler in die neue Saison steigen. Der 25-jährige Verteidiger hat eine Saison zum Vergessen hinter sich und wurde in der Hierarchie regelrecht durchgereicht. Vor seinem Handbruch spielte er mehrheitlich noch als siebter Verteidiger. Auch statistisch lässt sich sein Leistungseinbruch festhalten:

Saison 2020/21: 62 Spiele, 22 Skorerpunkte / 13.67 TOI/GP (Time on Ice per Game)
Saison 2021/22: 46 Spiele, 7 Skorerpunkte / 13.69 TOI/GP
Saison 2022/23: 45 Spiele, 1 Skorerpunkt / 12.02 TOI/GP

2023 24 Stadler

Livio Stadler - hier im Zweikampf mit LHC-Stürmer Jiri Sekac - hat eine Saison zum Vergessen hinter sich.
PostFinance/KEYSTONE/Laurent Gillieron

Zu seiner Verteidigung muss gesagt sein, dass der Verteidiger in den letzten beiden Jahren nicht gerade verschont blieb von Verletzungen. Andererseits ist Stadler das perfekte Beispiel dafür, welchen Einfluss ein Verteidigungspartner haben kann. In seiner bisher besten Saison 2020/21 verteidigte er oft neben dem damaligen Captain Raphael Diaz. Nach dessen Abgang liess sein offensiver Output stark nach. Stadler, dessen Vertrag noch bis 2025 gültig ist, wird sich in der neuen Saison beweisen müssen. Ansonsten könnte seine Eiszeit weiter zurückgehen.

Angriff – zwei neue Imports und mehr Kadertiefe

In der Offensive gab es allen voran bei den Imports viele Änderungen. Die beiden US-Amerikaner Justin Abdelkader (36) und Carter Camper (35) sowie der schwedische Publikumsliebling Carl Klingberg (32) haben den Verein verlassen. Klingberg verliess den EVZ nach sieben Jahren und kehrte zu seinem Stammclub Frölunda HC zurück. Camper geht ab der kommenden Saison für den letztjährigen CHL-Gegner Tappara Tampere aus Finnland auf Torjagd. Ob und wo Abdelkader seine Karriere fortsetzen wird, ist noch unklar.

Neu zum Team gestossen sind der deutsche Nationalspieler Marc Michaelis (27) vom Ligakonkurrenten SCL Tigers sowie der Schwede Andreas Wingerli (25) vom letztjährigen SHL-Finalisten Skellefteå AIK. Michaelis verbuchte bei den Tigers in der abgelaufenen Saison 39 Skorerpunkte in 45 Spielen und war bis zu seinem Ausfall Topskorer des Teams. Nach aktuellem Stand dürfte der Deutsche nach seiner Thrombose-Erkrankung zum Saisonstart wieder bereit sein. Wingerli spielte zuvor – mit Ausnahme einer AHL-Saison bei den Colorado Eagles – ausschliesslich für seinen Stammclub Skellefteå AIK in Schweden. Sportchef Kläy charakterisierte den Stürmer wie folgt: «Andreas ist ein schneller, flinker und intelligenter Spieler, der unserem Offensivspiel mehr Möglichkeiten verschafft. Seine Plus-Minus-Bilanz zeigt aber deutlich, dass er auch in der Defensive äusserst verlässlich ist und Verantwortung übernimmt. Körperlich ist er nicht der Grösste, aber er spielt unglaublich aggressiv» (Quelle: siehe hier)

2023 24 Michaelis

Marc Michaelis (r. im Bild) war bis zu seinem Ausfall Topskorer bei den Tigers - bald auch beim EVZ?
PostFinance/KEYSTONE/Marcel Bieri

Beim Schweizer Stammpersonal gab es mit Yannick Zehnder (25) einen Abgang zu kompensieren. Das Eigengewächs spielt ab sofort für die ZSC Lions. Um seinen Platz werden sich die beiden 20-jährigen Nordamerika-Rückkehrer Attilio Biasca und Louis Robin duellieren. Beide kehren aus der QMJHL zurück und haben beim EV Zug ihre ersten Profiverträge unterschrieben. Zumindest auf dem Papier ein weiterer Neuzugang ist Tim Muggli (19). Er bestritt in der vergangenen Saison bereits seine ersten NL-Einsätze und gehört ab der neuen Saison offiziell zum Profikader.
Die Transfers von Biasca und Wingerli eröffnen dem Coaching Staff vor allem taktisch viele Optionen. Beide Spieler können sowohl auf der Centerposition als auch auf dem Flügel eingesetzt werden.

Schwierig werden könnte es für Dario Allenspach (20). Das Eigengewächs hat eine schwierige Saison hinter sich. Obwohl er trotz seines Alters bereits 135 NL-Spiele bestritten hat und zwei Meistertitel bejubeln konnte, ist seine Zukunft beim EVZ ungewiss. Der 20-jährige, der ebenfalls polyvant einsetzbar ist, muss beweisen, dass die vergangene Saison lediglich ein negativer Ausrutscher war. Durch den hohen Konkurrenzkampf könnte dies ein schwieriges Unterfangen werden. Wenn alle 15 Stürmer fit sind, müssen mindestens zwei auf die Tribüne. Wenn Allenspach nicht an seine Form aus der Meistersaison 2021/22 anknüpfen kann, droht ihm ein Platz auf der Tribüne. Das Potenzial, um sich langfristig durchsetzen zu können, hat er auf jeden Fall. Insgesamt sorgen die Neuzugänge von Biasca und Robin für jene qualitative Kadertiefe, welche in der letzten Saison teilweise fehlte.

Fast schon nur noch eine Randnotiz wert waren die definitiven Abgänge von Daniel Neumann (21, Schwenningen Wild Wings – DEL) und Luca De Nisco (22, EHC Olten – SL). Die beiden Stürmer waren aufgrund von Leihen schon länger nicht mehr Teil des Teams. Beide konnten sich während ihrer Leihe für einen festen Vertrag aufdrängen.

Coaching Staff – zwei neue Assistenten für Dan Tangnes

Mächtig durchgewürfelt wurde auch der Coaching Staff. Mit Vereinsikone Josh Holden (45, neuer Headcoach beim HC Davos) und Niklas Gällstedt (56, neuer Headcoach bei Brynäs IF) verliessen gleich beide Assistenztrainer den Club. Sie werden durch Lars Johansson (53) und Michael Liniger (43) ersetzt. Johansson war als Assistent des damaligen ZSC-Headcoaches Hans Wallson bereits von 2016 bis 2018 in der Schweiz tätig. Die letzte Saison begann er als Assistenztrainer beim SHL-Club Rögle BK, wurde aber kurz vor Weihnachten entlassen. Michael Liniger gilt seinerseits als vielversprechendes Trainer-Talent und war von 2017 bis 2023 in der Lions-Organisation tätig. Dort wurde er 2019 zum Headcoach der GCK Lions befördert und behielt diesen Posten bis zu seinem EVZ-Wechsel.

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