Bull-etin Zug

Aus ist er, der Traum vom Gewinn der Champions Hockey League. Der EV Zug verpasst den Einzug in den CHL-Final hauchdünn und auf eine Art und Weise aus, welche bitterer kaum sein könnte. Allerdings bezahlt er für das knappe Aus am vergangenen Dienstag einen hohen Preis: Topskorer Grégory Hofmann (30) hat sich am Fuss verletzt und fällt zehn Wochen aus. Auch Hansson-Ersatz Adam Almquist (31) droht kurzfristig auszufallen.

Mit dem Ausscheiden im CHL-Halbfinal verpasst der EV Zug damit auch sein Saisonziel. Die Zuger gingen dieses Jahr selbstbewusst in den Wettbewerb und setzte sich von Beginn weg den Titelgewinn zum Ziel. Diesem grossen Ziel wurde alles untergeordnet. Selbst der schwache Saisonstart in der Liga und ungenügende Leistungen wurden in Kauf genommen. Die Zuger zeigten im Halbfinal-Rückspiel – wie schon in der gesamte CHL-Kampagne 2022/23 – ein komplett anderes Gesicht als im alltäglichen Ligabetrieb. Wie schon im Viertelfinal gegen den tschechischen Vertreter aus Mountfield gelang es der Mannschaft, nach einem enttäuschenden Hinspiel im Rückspiel einige Gänge hochzuschalten. Denn unabhängig davon, in welcher Form sich die Mannschaft befindet, eine Faustregel gilt immer: Wenn es um etwas geht, ist die Mannschaft zu 100% bereit.

Die vierte Linie sorgt zu Beginn für den Unterschied

Die Zuger starteten bekanntlich mit einer 0:2-Hypothek ins alles entscheidende Rückspiel gegen Tappara Tampere. Beide Mannschaften legen nach einer kurzen Phase des Abtastens eine physische Spielweise an den Tag, insbesondere die Zuger versuchen dadurch ein Zeichen zu setzen. Tatsächlich gelingt es den Zugern und insbesondere der vierten Sturmreihe um Justin Abdelkader, Sven Leuenberger und Reto Suri, dem Gegner unter die Haut zu gehen. Abdelkader provoziert in der 12. Minute seinen Gegenspieler Veli-Matti Savinainen abseits des Spielgeschehens solange, bis dieser sich zu einem Foul hinreissen lässt – Powerplay für Zug. Dieses können die Zuger zwar nicht ausnützen, doch es hilft den Zugern an Schwung zu gewinnen. Eine knappe Minute nach Ablauf des Powerplays ist es wiederum die starke vierte Linie, welche in Erscheinung tritt. Abdelkader bringt die Scheibe vors Tor und kreiert damit eine unübersichtliche Situation vor dem Tor, welche Reto Suri ausnützen kann – 1:0 für den EVZ!

Für Suri ein besonders emotionaler Moment – es ist sein erstes Tor seit der schweren Knieverletzung im vergangenen Frühling. Danach haben die Zuger alleine bis zur ersten Drittelspause genügend Chancen, um gar auf 2:0 zu erhöhen. Die Finnen können aber den knappen Rückstand in die Kabine retten.

Die Zuger Willensleistung

Das zweite Drittel ist aus Zuger Sicht eine bittere Angelegenheit. Zuerst verletzt sich Topskorer Grégory Hofmann zu Beginn des Drittels unglücklich und scheidet verletzt aus. Anschliessend gelingt es den Zugern trotz unzähliger Top-Chancen nicht, den finnischen Schlussmann Christian Heljanko zu bezwingen. Und Tappara gelingt in der 35. Minute fast schon aus dem Nichts mit einer der wenigen guten Torchancen der Ausgleich durch Patrik Virta.

Kurz vor Ende des zweiten Drittels fassen die Finnen eine weitere Strafe, womit die Zuger mit einem Überzahlspiel in den Schlussabschnitt starten können. Dort dauert es dann 38 Sekunden, eher die Bossard Arena ein zweites Mal in diesem Spiel in Jubel ausbricht: Captain Jan Kovar spielt die Scheibe massgenau vors Tor, wo Fabrice Herzog die Scheibe entscheidend ablenken kann – 2:1 für den EVZ!

Dramatische Schlussminuten ohne Happy End

Nach dem Tor drücken die Zuger auf den dritten Treffer, welcher für eine Verlängerung benötigt wird. Tappara wehrt sich mit allen Mitteln, kann selbst einzelne Nadelstiche setzen. Das Geschehen dominiert aber eindeutig das Heimteam. Kurz vor Schluss bekam der EVZ die Chance auf den fehlenden Treffer auf dem Silbertablett serviert: Innert kürzester Zeit fassten die Finnen zwei Strafen. 02:40 Minuten vor Schluss konnten die Zuger zehn Sekunden in doppelter Überzahl spielen und danach noch 01:50 Minuten in einfacher Überzahl. Headcoach Dan Tangnes nahm sein Timeout, um sein Team auf diese entscheidende Phase einzustimmen.

Kurz nach dem die Zuger das Bully gewannen, verliess Genoni sein Gehäuse und machte einem sechsten Feldspieler Platz. Leider blieb dieser Versuch erfolglos, Petteri Puhakka nutzte einen Zuger Fehler und traf per Empty Netter zum 2:2. Die Zuger rannten auch danach wieder an und versuchten es erneut ohne Torhüter. Leider auch diesmal erfolglos – Johi Lehterä traf 81 Sekunden vor Spielende mit einem weiteren Empty Netter zum 2:3.

Ein starker Auftritt ohne zählbaren Ertrag

Die Zuger verspielten ihre Finalchancen nicht im Rückspiel, sondern im Hinspiel. Dieses verlor das Team von Headcoach Dan Tangnes auswärts mit 0:2, womit man mit einer Zwei-Tore-Hypothek ins Rückspiel starten musste. Trotzdem zeigten die Zuger einen starken Auftritt, was auch das Torschussverhältnis von 40:21 zugunsten der Zuger zeigt. Man hatte das Spiel meist unter Kontrolle und hatte es geschafft, den sonst disziplinierten und taktisch sehr gut eingestellten Finnen unter die Haut zu gehen. Einzig die Chancenverwertung liess – wie oft schon in der Meisterschaft – zu wünschen übrig. Allerdings macht diese Leistung Hoffnung, dass man nun auch in der Meisterschaft wieder den Tritt finden.

Die Enttäuschung über den verpassten Finaleinzug ist gross. Allerdings ändert auch diese dramatische Niederlage nichts an der Tatsache, dass die Zuger eine hervorragende CHL-Kampagne gespielt haben. Bis und mit Viertelfinal hat die Zuger Mannschaft kein einziges Spiel verloren. In der Gruppenphase liess man neben Aussenseiter Olimpija Ljubljana auch die Grizzlys Wolfsburg und TPS Turku hinter sich. In der K.O-Phase setzte man sich im Achtelfinal deutlich gegen Angstgegner Red Bull München durch und im Viertelfinal setzte man sich in zwei engen Spielen gegen Mountfield HK aus Tschechien durch. Die Zuger schafften es als erst dritte Schweizer Mannschaft in den CHL-Halbfinal – und waren dabei dem Finaleinzug so nahe wie kein Schweizer Team zuvor. Auf diese Leistung darf die Mannschaft zweifelsohne Stolz sein!

Eine persönliche Auszeichnung könnte Stürmer Brian O’Neill noch abräumen. Der Zuger Stürmer ist einer von insgesamt fünf Nominierten für den CHL MVP-Award der Saison 2022/23. Der Sieger wird per Fanvoting (hier könnt ihr abstimmen) ermittelt und während des CHL-Finals am 18. Februar verkündet.

Hofmann fällt lange aus – Almquist angeschlagen

Der aufopfernde Kampf kommt dem EVZ allerdings teuer zu stehen. Topskorer Grégory Hofmann hat sich zu Beginn des zweiten Drittels verletzt, als ihm ein finnischer Gegenspieler nach einem Check auf den Fuss fiel. Hofmann, der in der Meisterschaft den gelben Topskorerhelm trägt, verschwand umgehend in der Kabine und musste sich später im Spital untersuchen lassen. Mittlerweile ist klar: Hofmann muss aufgrund einer Fussverletzung zehn Wochen pausieren. Damit verpasst die Zuger Nummer 15 den Rest der Qualifikation und könnte erst im Laufe der Playoffs wieder aufs Eis zurückkehren.

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Grégory Hofmann muss zehn Wochen pausieren - wie wird der EVZ seinen Ausfall kompensieren können?
Monika Majer / RvS.Media

Auch Verteidiger Adam Almquist hat sich gegen Tappara verletzt. Der schwedische Verteidiger wurde im letzten Drittel von einem gegnerischen Schuss am Knöchel getroffen und humpelte anschliessend vom Eis. Wie Hofmann kehrte auch Almquist nicht mehr zurück. Ob und wie lange Almquist ausfällt, ist unklar. Der EVZ liess im Vorfeld der kommenden Spiele gegen den HC Fribourg-Gottéron verlauten, dass sein Einsatz fraglich sei.

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