Bull-etin Zug

Nach einem schwachen Saisonstart verabschiedet sich der EV Zug mit vier Siegen in Folge in die erste Nationalmannschaftspause der Saison 2022/23. Nach einer durchzogenen Phase kam zuletzt nicht nur die Offensive immer besser in Schwung, auch die Defensive machte zuletzt einen sattelfesteren Eindruck als zum Saisonstart. 19 Spiele sind mittlerweile gespielt - Zeit für eine kleine Analyse.

Nach dem beinahe perfekten Start in die diesjährige Kampagne der Champions Hockey League Anfang September war die Euphorie auf die neue Saison entsprechend gross. Von den ersten vier Spielen konnte der EVZ deren drei gewinnen, womit zumindest punktemässig der Start in die neue Saison glückte. Schon auffällig war aber damals die defensive Anfälligkeit – 14 Gegentore in den ersten fünf Spielen. Danach verlor der EVZ in Davos mit 3:5, gewann aber das darauffolgende Spiel in Kloten gegen den Aufsteiger souverän mit 1:5.

Den entscheidenden Knacks erlitt die Mannschaft am 2. Oktober, als man erstmals in dieser Saison das Spiel der Woche bestritt. Gegen den HCAP leistete man sich in der Defensive Fehler um Fehler, während man in der Offensive eine Chance nach der anderen vergab. Ein gebrauchter Abend, wie es ihn eben geben kann. Es war allerdings der Startschuss zu einer Negativserie. Danach folgte eine unglückliche Overtime-Niederlage gegen den EHC Biel und eine 1:6-Klatsche in Lausanne. Auf die Klatsche reagierte der EVZ zwar mit einem verdienten 3:0-Heimsieg gegen die Lakers, das darauffolgende Auswärtsspiel in Lugano ging aber wieder deutlich mit 1:6 verloren. Aus den darauffolgenden beiden Spielen gegen die Berner Teams aus Bern und Langnau holte der EVZ nur magere zwei Punkte. Danach folgte die nächste 1:6-Klatsche – diesmal in Genf. Drei Mal binnen 17 Tage verlor der EVZ ein Auswärtsspiel mit 1:6! Zudem war man in der Tabelle auf den neunten Rang abgerutscht. Auch wenn die Tabelle sehr nah beisammen ist, war es ein ungewohnter Anblick.

Der Weckruf zur rechten Zeit

Die schwachen Resultate waren ein Weckruf zur rechten Zeit. Die letzten vier Spiele vor der Nationalmannschaftspause konnte der EV Zug siegreich gestalten. Gegen Ajoie gelang es zum zweiten Mal in dieser Saison die Null zu halten – 0:1-Auswärtssieg. Das goldene Tor gelang in diesem Spiel Carl Klingberg in der 24. Minute. Allerdings hätten die Zuger noch viel mehr Tore schiessen sollen – das Schussverhältnis nach 60 Minuten betrug 44:14 zugunsten des Meisters.

Gegen einen ersatzgeschwächten HC Davos gewann man zuhause mit 4:3 nach Verlängerung. Einziger Wermutstropfen: Zug führte bis zur 54. Minute mit 3:1 und hätte drei Punkte verdient gehabt. Ein Shorthander sowie ein etwas glücklicher Last-Minute-Ausgleich sorgten für eine Verlängerung.

An diesem Wochenende gelang es dann, auch offensiv den Knoten zu lösen: Gegen Ambrì gelang auswärts ein 3:7-Erfolg und zuhause gewann man gegen Aufsteiger Kloten 5:4, wobei die Klotener von zwei Eigentoren der Zuger (Kovář und Gross) profitierten. Dank diesen vier Siegen in Serie liegen die Zuger wieder auf einem direkten Playoff-Platz (5. Rang).

Löchrige Defensive und formschwache Topspieler

Grund zur generellen Beunruhigung gab es trotz frustrierender Resultate nicht. Gerade in der Defensive hatte sich im Vergleich zur meisterlichen Vorsaison kaum etwas verändert. Man wusste also, wozu die Mannschaft im Stande ist. Ausserdem hat die Mannschaft in dieser Saison bereits gezeigt, was sie kann. 17 von 18 möglichen Punkten in der CHL-Gruppenphase sprechen für sich, genauso wie einzelne Auftritte in der diesjährigen Meisterschaft. Trotz enttäuschender Resultate wusste man, dass die Mannschaft intakt ist und funktioniert. Dazu wiesen auch die Advanced Stats darauf hin, dass die Resultate nicht ganz den Leistungen auf dem Eis entsprachen. Die Mannschaft spielte grossteils schlichtweg verunsichert und leistete sich als Konsequenz zu viele individuelle Fehler. Dazu wurden die beiden Torhüter zu oft allein gelassen, vor dem Tor wurde nicht konsequent genug verteidigt. Die Abwehrchefs Christian Djoos, Niklas Hansson und Dominik Schlumpf standen stellvertretend für die ungewohnte Formschwäche des Zuger Defensivverbundes.

Aber auch die Offensive steckte in einem Zwischentief, wobei vor allem die Chancenverwertung fast schon abstruse Züge annahm. Gegen Ajoie und die Tigers erzielte man trotz 44 respektive 46 Schüssen jeweils nur ein Tor und selbst bei der Kanterniederlage in Genf hatte man deutlich mehr Schüsse (31 Schüsse, ein Tor) als der Gegner. Abschlusspech und formschwache Spieler sind auch hier vordergründig die Ursache.

2022 2023 Jan Kovar

Captain Kovy ist wieder in absoluter Topform.
PostFinance/KEYSTONE/Philipp Schmidli

Bei Dario Simion löste sich der Knoten erst am vergangenen Freitag gegen Ambri, als er im 18. Spiel seine Saisontore vier und fünf erzielen konnte. Captain und Leitwolf Jan Kovář hat nach verhaltenem Start seine Betriebstemperatur erreicht. Der Tscheche steht mittlerweile bei 22 Skorerpunkten aus 19 Spielen und hat alleine gegen Ambrì fünf Skorerpunkte gesammelt. Die neue Superlinie Martschini, O’Neill und Cehlárik wurde mittlerweile auseinandergerissen. Während O’Neill und Cehlárik an der Seite von Klingberg langsam wieder zu ihrer Form finden, hat Lino Martschini etwas mehr Mühe. Auch seine neuen Linienkollegen Fabrice Herzog (acht Skorerpunkte) und Sven Senteler (sechs Skorerpunkte) suchen ihre Bestform noch. Noch gar nicht in Gang gekommen ist in dieser Saison bislang Yannick Zehnder (vier Skorerpunkte). Auf den personell stark besetzten Flügelposition hat der 24-Jährige, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, derzeit einen schweren Stand.

Fallen Nico Gross und Luca Hollenstein aus?

Bisher hatten die Zuger grosses Glück im Bezug auf verletzungsbedingte Ausfälle. Abgesehen vom langzeitverletzten Reto Suri fielen keine Spieler über einen längeren Zeitraum aus, nur Grégory Hofmann fiel zwischenzeitlich mit einer Blessur für zwei Spiele aus.

Getrübt wurde der Sieg gegen Kloten von zwei bitteren Ausfällen. Verteidiger Nico Gross wurde beim dritten Gegentreffer von einem Schuss im Gesicht getroffen und lenkte so den Puck ins Tor. Gross blieb auf dem Eis liegen und verschwand danach in der Kabine. Mittlerweile ist bekannt, dass Gross ins Spital überführt werden musste, weil man die Blutung nicht unmittelbar stoppen konnte. Ob und wie gravierend sich Gross verletzt hat und ob er ausfallen wird, ist zur Stunde noch unklar.
Bitter ist auch der Ausfall von Luca Hollenstein, welcher sich kurz vor Schluss bei einer Parade verletzte. Auch für ihn ging es nicht mehr weiter, für ihn musste Leonardo Genoni ran. Auch bei ihm ist noch unklar, wie gravierend er sich verletzt hat. Auch ob und wie lange er pausieren muss, ist nicht bekannt.

Insofern kommt die Pause, im Falle der Zuger ist sie 13 Tage lang, zur rechten Zeit. Bekannt ist auch, dass Captain Jan Kovář angeschlagen ist. Der Topskorer verzichtet deshalb freiwillig auf die Einsätze mit der tschechischen Nationalmannschaft.

Martschini vor Vertragsverlängerung – wann kommt Suri zurück?

In der Nationalmannschaftspause könnte personell etwas gehen. Lino Martschini sagte erst kürzlich, dass er zuversichtlich sei, in der Nationalmannschaftspause seine Unterschrift unter einen neuen EVZ-Vertrag zu setzen (Quelle: Luzerner Zeitung). Martschini ist einer von nach wie vor neun Spielern, welche einen auslaufenden Vertrag besitzen. Aktuell darf man stark davon ausgehen, dass Lino Martschini demnächst einen neuen Vertrag beim EV Zug unterschreiben wird. Mit Christian Djoos, Samuel Kreis, Yannick Zehnder und Carl Klingberg besitzen vier weitere Stammkräfte einen auslaufenden Vertrag. Ebenfalls noch ungeklärt ist die Zukunft der Eigengewächse Dario Wüthrich (momentan an den HCAP ausgeliehen), Rémi Vogel, Luca De Nisco und Daniel Neumann.

2022 2023 Reto Suri

Reto Suri sollte nach der Nationalmannschaftspause aufs Eis zurückkehren.
PPR/Urs Flueeler

Nach der Nationalmannschaftspause sollte nach aktuellen Kenntnissen Publikumsliebling Reto Suri sein Comeback geben. Der Routinier hatte sich im Playoff-Final eine schwere Knieverletzung zugezogen und seither keinen Ernstkampf mehr bestritten. Seine Rückkehr dürfte der Mannschaft zusätzlichen Auftrieb verleihen und gibt auch dem Trainerstab zusätzliche Optionen. Man darf also gespannt sein, ob Suri am 18. November beim Auswärtsspiel in Biel im Line-Up stehen wird.

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