Bull-etin Zug

Mittlerweile ist bereits einige Zeit vergangen – die Erinnerungen sind aber frisch, als wäre es erst gestern geschehen: Dieser 1. Mai 2022, welcher in die Geschichtsbücher einging. Nicht nur in jene des Vereins, sondern auch in jene des Schweizer Eishockeys. Als erste Mannschaft überhaupt konnten die Zuger einen 0:3-Rückstand in einer Finalserie noch drehen und den Meistertitel holen. Die Zuger haben etwas geschafft, woran zuvor selbst die grössten Optimisten kaum mehr geglaubt hatten. Umso emotionaler und ausgelassener wurde im Anschluss gefeiert.

Nach den ZSC Lions (2000, 2001) und dem SC Bern (2016, 2017) ist dem EV Zug (2021, 2022) als erst dritte Mannschaft in diesem Jahrtausend die Titelverteidigung gelungen. In einer Sache unterscheiden sich die drei Titelverteidiger allerdings: Während die ZSC Lions und der SC Bern nach ihrem ersten von zwei aufeinanderfolgenden Titeln jeweils den Trainer austauschten, gelang dem EV Zug die Titelverteidigung mit dem gleichen Headcoach. Somit hat auch Headcoach Dan Tangnes Historisches vollbracht. Zuletzt schafften dies Conny Evensson (1993, 1994) und Alpo Suhonen (1995, 1996) mit dem EHC Kloten.

Der unglückliche Start in die Finalserie

Dabei hätten die Zuger nicht unglücklicher in die Finalserie starten können. Dank Toren von Grégory Hofmann und Fabrice Herzog führte der EVZ bis zur 47. Minute in Spiel 1 mit 2:0. Erst zwei Minuten vor Schluss erzielten die ZSC Lions den 2:2-Ausgleich, weswegen Headcoach Dan Tangnes eine Coaches Challenge nahm. Im Gegensatz zu vielen anderen Situationen (Beispiel Playoff-Halbfinal) war die Challenge diesmal nicht erfolgreich. Die Konsequenz: die Zuger erhielten eine Zweiminutenstrafe und kassierten zwei (!) Sekunden vor dem Ende das 2:3. Spiel verloren und erstmals in den diesjährigen Playoffs in einer Serie in Rückstand.

Spiel 2 verloren die Zuger trotz abermaliger Führung mit 1:2, ebenso wie Spiel 3. Die Niederlage in Spiel 3 war insofern bitter, weil man bis zum Zürcher Ausgleich in der 50. Minute die bessere Mannschaft war und trotzdem aufgrund eines ZSC-Doppelschlags verlor.

ZSC-Meisteranzeige sorgte für zusätzliche Motivation

Ein möglicherweise mitentscheidender Moment für die Zuger Rückkehr in diese Finalserie ereignete sich vor Spiel 4, als sich die Zuger im Hallenstadion warm machten. Auf den LED-Bannern im Hallenstadion erscheint eine Einblendung: «Schweizer Meister»!

Das Bild, welches dazu in den Medien kursierte, passte sinnbildlich wie die Faust aufs Auge. Es zeigt einen amüsiert lachenden Carl Klingberg, im Hintergrund ist die Einblendung zu sehen. Wer hätte damals gedacht, dass dies ein Sinnbild für die Wende sein könnte?

Die Mannschaft hat daran geglaubt. Egal ob 0:1, 0:2 oder 0:3 und zum Siegen verdammt, die Zuger Mannschaft hat immer an sich geglaubt. Sie hat sich auf ihr Können, auf ihre guten Gewohnheiten (Lieblingsausdruck von Tangnes) verlassen und immer an das Unmögliche geglaubt. Die Mannschaft trat als geschworene Einheit auf und hatte für alle möglichen Rückschläge stets die perfekte Antwort bereit.

Der erste Sieg in Spiel 4 – und plötzlich liegt das Momentum auf Zuger Seite

In Spiel 4 konnte sich der EVZ dank eines 1:4-Auswärtssieges den ersten Sieg sichern. Wie schon in den Spielen zuvor verlor jene Mannschaft, welche das erste Tor erzielte, diesmal die ZSC Lions. Endlich hatten die Zuger in jenem Spiel auch mal das Glück auf ihrer Seite, sinnbildlich dafür steht der 1:2-Führungstreffer durch Christian Djoos, als der Puck via Maske von Jakub Kovar und Ellbogen von ZSC-Captain Patrick Geering den Weg ins Tor fand. Auch in den Spielen 5 und 6 hatten die Zuger das Momentum auf ihrer Seite, genauso wie das nötige Matchglück.

EVZ Meistertitel Genoni Klingberg

Carl Klingberg verteidigt erfolgreich gegen ZSC-Topskorer Denis Malgin.
PostFinance/KEYSTONE/Ennio Leanza

Zum tragischen Helden wurde Publikumsliebling Reto Suri, welcher sich in Spiel 5 bei einem unglücklichen Zusammenprall mit ZSC-Stürmer Marco Pedretti schwer am Knie verletzte. Damit war die Saison für den nimmermüden Flügelspieler gelaufen. Für viele Mannschaften wäre ein solcher Ausfall eine schwerwiegende Hypothek – nicht so für den EVZ: «Wir haben uns in der Pause aber geschworen, dass wir uns diesen Sieg auch für Reto holen», sagte sein Teamkollege Dario Simion, welcher in jenem Spiel 5 einen Hattrick erzielte, gegenüber Blick (Quelle: Blick Online vom 28.04.2022).

Spiel 7 verkommt zur Zuger Meisterparty

Und dann kam dieser 1. Mai 2022. Es gibt Tage, an denen alles perfekt passt. Es gibt Tage, an denen man als Fan schon beim Einlass ins Stadion ein gutes Gefühl hat. Und genau solch ein Tag war es. Und es wurde ein perfekter Sonntagabend, daran konnte auch der frühe Führungstreffer des ZSC in der 2. Spielminute nichts ändern. Am Ende gewann der EV Zug völlig verdient mit 3:1 und nachdem Dario Simion kurz vor Schluss den Empty Netter erzielte, brachen in der Bossard Arena alle Dämme – die Meisterparty konnte beginnen!

EVZ Meistertitel Fans

Im Gegensatz zum Vorjahr durften die Zuger vor Zuschauern den Pokal in die Höhe stemmen.
PostFinance/KEYSTONE/Urs Flueeler

7'200 Zuschauer in der Arena und mehrere Tausend Zuschauer auf dem Arenaplatz feierten ausgelassen den dritten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Nach der Übergabe der Medaillen und des Meisterpokals feierte die Mannschaft zunächst mit den Fans im Stadion, bevor man den Meisterpokal den Fans auf dem Arenaplatz präsentierte. Anschliessend feierten Fans und Mannschaft den Meistertitel ausgiebig bis in die frühen Morgenstunden im Zuger Club Lounge & Gallery. Den Feierlichkeiten zum Opfer gefallen ist der Meisterpokal, welcher am Morgen danach ziemlich ramponiert aussah. Am darauffolgenden Wochenende liessen sich die Zuger bei der Meisterparade mit anschliessender Zeremonie auf dem Arenaplatz nochmals gebührend feiern. Es war der würdige Abschluss einer historischen Saison 2021/22.

Die Zuger Meistermannschaft 2021/22

Torhüter

30 Leonardo Genoni - 51 Luca Hollenstein - 90 Robin Meyer

Verteidiger

5 Christian Djoos (SWE) - 13 Dario Wüthrich - 14 Livio Stadler - 18 Dominik Schlumpf - 19 Niklas Hansson (SWE) - 34 Claudio Cadonau - 44 Samuel Kreis - 66 Nico Gross - 93 Arno Nussbaumer

Stürmer

10 Jérôme Bachofner - 12 Yannick Zehnder - 15 Grégory Hofmann - 22 Luca De Nisco - 26 Reto Suri - 28 Dario Allenspach - 43 Jan Kovar (CZE) - 46 Lino Martschini - 48 Carl Klingberg (SWE) - 59 Dario Simion - 61 Sven Leuenberger - 68 Fabrice Herzog - 71 Valentin Hofer - 86 Marco Müller - 88 Sven Senteler - 91 Anton Lander (SWE)

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