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Sie spielten eher eine Nebenrolle im meisterlichen Ensemble – und dennoch erfüllten sie wichtige Aufgaben. Trotzdem erhalten Verteidiger Claudio Cadonau (33) und Stürmer Jérôme Bachofner (25) keinen neuen Vertrag und verlassen den EV Zug. Eine richtige Entscheidung?

Claudio Cadonau – ein zuverlässiger Verteidiger und dennoch unterschätzt

Beginnen wir mit Claudio Cadonau, dem 33-jährigen Verteidiger. Es war am 12. November 2019, als die Eishockey-Schweiz kollektiv Bauklötze staunte. Der Grund: Der EV Zug hatte die Verpflichtung von Verteidiger Claudio Cadonau ab der Saison 2020/21 bekanntgegeben. Cadonau war zu diesem Zeitpunkt bereits 31-jährig und hatte gerade mal vier komplette NL-Saisons mit dem EHC Biel und den SCL Tigers auf dem Buckel, dazu eine Handvoll Spiele mit den ZSC Lions.

Es war von Beginn weg klar, dass Cadonau beim EVZ eine untergeordnete Rolle einnehmen würde. Also genau jene Rolle, welche gemäss Vorgabe des EVZ eigentlich Spieler aus der Academy übernehmen sollen. Entsprechend musste sich der EVZ und seine sportliche Leitung mit Kritik auseinandersetzen.

Nun schreiben wir Dezember 2021 und Cadonau darf sich mittlerweile Schweizer Meister nennen. Gleich in seiner ersten Saison wurde er mit den Zentralschweizern Schweizer Meister. Trotz guter Leistungen sickerte aber bereits zu Beginn seines zweiten und letzten Vertragsjahres durch, dass sein auslaufender Vertrag nicht verlängert werden würde.
Dies liegt nicht primär an seinen Leistungen, sondern an einer Kombination aus seinem Alter und dem Fakt, dass mit Dario Sidler und Arno Nussbaumer zwei Talente aus der Academy auf dem Vormarsch sind: Nussbaumer hat seinen ersten Profivertrag unterschrieben und gehört ab der kommenden Saison zum Profikader. Auch Dario Sidler hat sein Talent bereits auf der Bühne der National League unter Beweis gestellt. Dazu kommt eine mögliche Rückkehr von Tobias Geisser aus Nordamerika.

Cadonau überzeugte durch seine physische sowie aufopfernde und zugleich unauffällige Spielweise. Er brachte die nötige Physis ins Spiel der Kolinstädter und war stets ein zuverlässiger Verteidiger, welcher seine spielstarken und weniger robusten Verteidigerkollegen bestens ergänzte. Mitunter deshalb wird der Verteidiger gerne unterschätzt, wenn es um zuverlässige Verteidiger mit Schweizer Pass geht.

Doch das Kapitel EVZ endet für Claudio Cadonau nach der Saison 2021/22. Am 29. November 2021 wurde bekannt, dass er auf die kommende Saison hin zu den SCL Tigers zurückkehren wird. Für die Langnauer Defensive ist er mit seinen Qualitäten eine Bereicherung und wird eine grössere Rolle übernehmen können. Seinen Platz beim EV Zug werden junge Verteidigertalente wie Dario Sidler und Arno Nussbaumer besetzen. Mit Cadonau verliert der EVZ einen vorbildlichen Teamplayer, welcher sich stets in den Dienst der Mannschaft gestellt hat und mit seiner Erfahrung helfen konnte. Seine Physis vor dem Tor, mit der er gegnerische Stürmer aus dem Weg räumen und somit die beiden Zuger Torhüter abschirmen konnte, muss ersetzt werden. Den Vertrag nicht zu verlängern stellt keine Entscheidung Contra Cadonau dar, sondern kann als Zeichen Pro Sidler/Nussbaumer gewertet werden.

Jérôme Bachofner – von der ZSC-Eintagsfliege zum Publikumsliebling in der Bossard Arena

Den Verein verlassen wird auch Jérôme Bachofner (25). Der unermüdliche Flügelstürmer mit der Pferdelunge wird den EV Zug nach insgesamt drei Jahren verlassen und zu seinem Ausbildungsklub ZSC Lions zurückkehren. Wie bei Cadonau hat sich auch bei ihm der Abgang abgezeichnet. Ein Grund hierfür ist, dass mit Dario Allenspach, Luca Andrea De Nisco und auch Valentin Hofer drei junge Flügelspieler vor dem Sprung in den NL-Kader stehen oder – im Fall von Allenspach – diesen schon geschafft haben. Sie haben das Potenzial, die Rolle eines Bachofners zu übernehmen. Insbesondere Allenspach und De Nisco haben ihr Potenzial bereits mehrfach unter Beweis stellen können. Nachdem Dario Allenspach und Daniel Neumann nun kürzlich ihren ersten Profivertrag unterzeichnet haben, wohl auch Müller zeitnah verlängern dürfte und der Schwede Anton Lander eine Option für die kommende Saison hat, sind ohne Bachofner bereits 13 Stürmer unter Vertrag. Zudem könnte De Nisco mit seiner physischen Spielweise und seiner Torgefährlichkeit die Rolle von Bachofner eins zu eins übernehmen. Zum anderen könnte der EVZ auch im Angriff eine Planstelle für einen NHL-Rückkehrer gebrauchen, sollte Grégory Hofmann seine Zelte in Columbus abbrechen. Diese Möglichkeit möchte sich Sportchef Kläy offenhalten.

Die Gründe sind bei Bachofner also ähnlich wie bei seinem Teamkollegen Claudio Cadonau. Beim EVZ hat sich Bachofner zu einer verlässlichen Allzweckwaffe entwickelt. Als Bachofner im November 2018 beim EVZ einen bis 2021 gültigen Dreijahresvertrag unterzeichnete, war er völlig überraschend Topskorer bei den ZSC Lions. Die Erwartung, dass er ähnliches beim EVZ zeigen könnte, erfüllte sich aber nicht. Dass er mit seiner körperbetonten und bissigen Art eine Bereicherung darstellen würde, hat sich hingegen bewahrheitet. Gerade auch deswegen reifte Bachofner beim Zuger Publikum zum Fanliebling. Allerdings rankte sich rund um die Personalie Bachofner stets das Gerücht, dass er ein vergleichsweise üppiges Salär einstreichen soll. Ob dies stimmt, ist natürlich nicht bewiesen.

In der laufenden Saison hat Bachofner nun erstmals bewiesen, dass er auch als Skorer auftreten kann. So erzielte er im Oktober dieses Jahres seinen ersten Hattrick im EVZ-Dress und hat nach 28 Spielen bereits 15 Skorerpunkte auf dem Konto. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison waren es in der Qualifikation 16 Punkte nach 52 Spielen. Zudem trat er des Öfteren als Schütze wichtiger Tore in Erscheinung, beispielsweise in den Playoffs 2021, als er in Spiel 6 des Viertelfinals das einzige Tor der Partie erzielte und somit seine Mannschaft in den Halbfinal schoss.

Der Wadenbeisser mit der Pferdelunge zieht nun also weiter, ab Herbst 2022 spielt er wieder für die ZSC Lions. Es wird spannend zu sehen sein, ob ihn die jungen Spieler auf Anhieb ersetzen können.

Klar ist aber: die beiden Spieler haben ihre Aufgaben im Spielsystem von Headcoach Dan Tangnes stets zuverlässig und zum Wohle der Mannschaft erledigt. Beide Spieler waren ein wichtiger, wenn auch eher unauffälliger Bestandteil der ersten Zuger Meistermannschaft seit 1998 und haben daher einen Platz in den Geschichtsbüchern auf sicher!

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