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NHL Observer

Die Qualifikationsphase ist zu Ende und nun wird auch das Voting für die Einzeltrophäen eröffnet. Fast alle Trophys versprechen einen spannenden Ausgang. Bei der Auszeichnung zum Rookie des Jahres (Calder Trophy) hat sich jedoch ein ganz klarer Favorit herauskristallisiert: Lane Hutson. Das Fazit ist – frei nach dem berühmten Satz im legendären Film „Highlander“: „Es kann nur einen geben...“. 

War man bei den meisten Fachleuten bis vor zwei Monaten noch geteilter Meinung, wer zum Rookie des Jahres gekürt werden sollte, so scheint nunmehr nur noch einer diese Auszeichnung zu verdienen. Für Lane Hutson sprechen einige offensichtliche Fakten wie auch der Gesamteindruck seines Impacts auf den Erfolg seiner Canadiens de Montréal:  Der 20-jährige Verteidiger der Montréal Canadiens hat in seiner Rookie-Saison nicht nur spielerisch geglänzt und ist zu einem Publikumsliebling avanciert – er hat Geschichte geschrieben: Hutson übertraf den Rookie-Rekord des legendären Chris Chelios. Lane Hutson hat nämlich mit 66 Punkten in der Qualifikation den Franchise-Rekord der Montréal Canadiens für die meisten Punkte eines Rookie-Verteidigers eingestellt, den Chelios in der Saison 1984/85 aufgestellt hatte. Darüber hinaus hat Hutson mit einer Serie von neun Spielen mit jeweils mindestens einem Assist einen neuen Rekord für die längste Assist-Serie eines Rookie-Verteidigers in der NHL aufgestellt. Und: Er wurde der drittbeste Rookie der „Habs“ aller Zeiten was die gesamte Punkteausbeute betrifft – also inklusive Stürmer.

Der Gesamteindruck spricht für Hutson

Die Statistiken sind beeindruckend, aber nur die halbe Erfolgsgeschichte. Denn sein Einfluss auf die Gesamtleistung der „Habs“ ist enorm: Hutson lenkt nicht nur das Powerplay zusammen mit Spielmacher und Center Nick Suzuki von der blauen Linie aus mit viel Übersicht, Kreativität und Präzision. Er entlastet gleichzeitig den bislang am meisten eingesetzten Verteidiger, „Marathon-Man“ Mike Matheson.  Ausserdem bringt er eine Dynamik ins Spiel, die man bei Rookie-Verteidigern in dieser Form selten sieht. Bei den Fans ist er schon seit Saisonstart Publikumsliebling und man erinnert sich an jene Zeit, als P.K. Subban einen ähnlichen Effekt auslöste. Was Hutson besonders macht, ist die Verbindung aus stupender Technik, überragendem Skating und Spielwitz. Er ist ein Kreativmotor, der Spiele mitgestaltet – und das auf einer Position, auf der Rookies oft Jahre zur Reife brauchen. Und was oft vergessen wird: Er ist ein exzellenter Backchecker und korrigiert sehr oft eigenen Fehler sofort. Was schlussendlich für ihn als Calder Trophy Sieger 2025 spricht ist auch eine nicht zu verachtende Tatsache: Er ist der einzige Kandidat, der mit seinem Team in die Playoffs einzieht und dabei sogar auch noch einen wichtigen Part spielte. Es wäre also ein Skandal, sollte Lane Hutson nicht zum Rookie des Jahres gekürt werden.

Aber: Auch wenn Lane Hutson die Trophy schon fast sicher hat, so sind auch die anderen Favoriten Macklin Celebrini, Matvei Michkov und Dustin Wolf nach wie vor im Rennen und verdienen Respekt sowie Würdigung. Was diese Saison bei auffällt: Es kämpfen vier komplett unterschiedliche Spielertypen um die Auszeichnung (deren drei werden schlussendlich nominiert).

Wunderkind Macklin Celebrini

Mit nur 18 Jahren sorgt der Nummer-Eins-Pick 2024 der San Jose Sharks für Furore. Sein Spielverständnis, seine Puckkontrolle und sein Torinstinkt sind für sein Alter bemerkenswert. Trotz seiner Jugend konnte er in einer sportlich schwierigen Saison mit weniger absolvierter Partien im Vergleich zu den anderen Trophy-Runner-Ups als einer der Teamleader glänzen. Obwohl er 12 Partien verletzungsbedingt fehlte, erzielte er 24 Tore und 38 Assists, was ihn mit 62 Punkten zum punktbesten Spieler der Sharks machte.

Scharfschütze Matvei Michkov

Michkovs Torgefahr und Explosivität sind beeindruckend, doch im Gegensatz zu Hutson fehlte es bei den Flyers diese Saison noch an kollektiver Stabilität – was seinen Impact etwas relativiert. Nach John Tortorellas Entlassung blühte er jedoch so richtig auf an der Seite von Travis Konecny.

Goalie-Sensation Dustin Wolf

Goalies haben es traditionell schwer in Calder-Rennen. Aber der „Wolf vom Saddledome“ hat beeindruckt. Nicht nur statistisch. Sein Gegentorschnitt von 2,64 und eine Fangquote von über 91 Prozent sind starke Werte für einen Rookie-Goalie. Was ihn aber besonders auszeichnete: Er machte viele Big Saves. Wolf etablierte sich zudem als zuverlässiger Rückhalt für die Flames und spielte eine Schlüsselrolle bezüglich ihrer Saisonleistung (Playoffs knapp verpasst). Seine Entwicklung und sein Einfluss auf das Team beeindruckten. Hätte er Calgary noch in die Playoffs geführt, hätte man ihn zwingend als Calder-Trophy-Kandidat nominieren müssen.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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