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NHL Observer

Nach mehreren Jahren, in welchen die „Bolts“ nur situativ Änderungen im Kader vornahmen und eine Art Masterplan verfolgten, ist eine neue Zeitrechnung angebrochen: Das „Jahr Eins nach Stamkos“. Interessant wird sein, wie sich jene entwickeln, denen die Zukunft gehört. Und mittendrin statt nur dabei ist auch Janis J.J. Moser. 

„Tausend Mal befürchtet, 1’000 Mal ist nichts passiert... doch jetzt hat's Boom gemacht“. Ja, frei nach „1001 Nacht“ - dem populären Song des in Deutschland bekannten Sängers Klaus Lage – ist es jetzt nun doch passiert: Steven Stamkos ist nach 16 ereignisreichen Saisons nicht mehr ein „Bolts“-Spieler. Das Aushängeschild der Franchise verabschiedete sich nach 1082 Einsätzen, 555 Toren, 1’137 Punkten und zwei Stanley-Cup-Erfolgen. Der „Stammer“ ist in der ewigen Bestenliste der Lightnings in vielen Statistiken die Nummer Eins. Und dennoch wird dieser Abschied zwar als Zeitenwende gewertet, aber nicht übertrieben beweint. General Manager Julien BriseBois machte der Vereinsikone – wohl wissend um die Notwendigkeit eines sanften Neuaufbaus der Mannschaft - nur wenig Avancen für einen Verbleib und entschied sich stattdessen dafür, das Geld anderweitig zu investieren. Stamkos unterschrieb daraufhin als Free Agent einen Vierjahresvertrag bei den Nashville Predators.

Wichtige Abgänge, aber auch namhafte Neuzugänge

Aber auch ein anderer wichtiger Weggang wurde als schmerzhaft empfunden: Derjenige von Verteidiger Mikhail Sergachev. Dieser zählte ebenfalls zur zentralen Achse bei den Lightning und besass einen wichtigen Anteil an den zwei letzten Stanley-Cup-Siegen. Er wurde nach Utah getradet und im Gegenzug kam unter anderem der Schweizer Janis J.J. Moser, der sich bei den nun nach Salt Lake City/Utah umgezogenen Arizona Coyotes als NHL-Verteidiger fest etabliert hat. Die Lightning erhielten im Sergachev-Trade neben dem Schweizer noch den Stürmer Conor Geekie, einen Siebtrunden-Pick für den NHL-Draft 2024 und einen Zweitrunden-Pick für den NHL-Draft 2025. Die anderen, die nicht mehr im „Bolts“-Shirt auflaufen werden: Die Stürmer Anthony Duclair (Wechsel zu den New York Islanders), Tanner Jeannot (Los Angeles Kings), Tyler Motte (Detroit Red Wings) und Austin "Watson" (Free Agent) sowie Defensivmann Calvin de Haan (Colorado Avalanche).

Janis Moser in grossen Fussstapfen

Nun haben wir von den Abgängen gesprochen, aber es gab im Gegenzug vielversprechende Neuankömmlinge zu begrüssen. Allen voran Jake Guentzel. Er soll nun also die Lücke schliessen, die Stamkos in der Offensive hinterlassen hat. Bei den Carolina Hurricanes erzielte der ehemalige Mitspieler von Sidney Crosby in 67 Saisonspielen immerhin 77 Punkte (30 Tore, 47 Assists). Und auch Cam Atkinson (zuletzt Philadelphia Flyers) ist ein prominenter Neuzugang. Der ehemalige 50+-Skorer (einmal in Columbus sogar 69 Saisonpunkte) wird nach einer eher schwierigen Saison 2023/24 und einer verletzungsbedingt verpassten Saison 2022/23 seine Karriere wieder neu lancieren. Für die Kadertiefe in der Offensive kam zudem noch Zemgus Girgensons aus Buffalo.

Was aber wieder auffällt: General Manager Julien BriseBois ist ein sehr geschickter Kaderplaner. Selten hat sich der ehemalige Lehrling von Steve Yzerman, der nunmehr selbst Stanley-Cup-Siegerteams geformt hat, getäuscht. Seine Achse mit einem Top-Goalie, einem starken ersten Verteidigerpaar (Victor Hedman, Darren Raddysh) und den Centerspielern Brayden Point, Anthony Cirelli, Nic Paul und Luke Glendening kann sich nach wie vor sehen lassen. Die Defensivabteilung ist trotz den jungen J.J. Moser, Nick Perbix und Darren Raddysh dennoch erfahren mit dem Veteranen Ryan McDonagh sowie den Leistungsträgern Erik Cernak und natürlich Victor Hedman. Für J.J. Moser wird es eine äusserst interessante Saison, muss er doch in gewisser Weise Sergachev ersetzen. Er tritt so in grosse Fussstapfen, kann aber als spielerisch sehr vielseitiger Zwei-Weg-Verteidiger überzeugen, indem er sowohl offensiv Wirkung erzeugen kann aber auch defensiv sehr sicher und überlegen spielt.

Starke Special Teams

Interessant wird zu sehen sein, ob die „Bolts“ auch heuer wieder ohne Stamkos und Sergachev das statistisch beste Überzahlspiel haben (28,6%) und in Unterzahl zu den Top-5 gehören werden (83,3%). Eigentlich spricht nichts dagegen, besonders nicht was die Powerplay-Effizienz angeht: Mit Jake Guentzel und Brandon Hagel aus der Halbdistanz, Brayden Point als Bumper und Verteiler, Victor Hedman als Blueline und der gefürchtete Nikita Kucherov mit den Onetimern ist das Powerplay-Arsenal gut besetzt, zumal die zweite Einheit mit Nic Paul als Center vor dem Slot auch Effizienz verspricht.

Interessante Jungstars

Gespannt ist man bezüglich Offensive auf die weitere Entwicklung von Michael Essymont und auf den Einstand als NHL-Kadermitglied von Mitchell Chaffee. In der Defensive erwartet man von Nick Perbix eine Durchbruch-Saison, so wie Darren Raddysh es 2023/24 vorgemacht hatte. Auch Gage Goncalves wusste in der abgelaufenen Saison bei Tampas AHL-Farmteam Syracuse zu überzeugen. Für ihn wurden dort 58 Punkte aus 69 Begegnungen gezählt. Bei zwei Einsätzen eine Etage höher blieb er ohne Punkte. Der 23-Jährige war ein Zweitrundenpick der Lightning beim NHL-Draft 2020.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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