Das PTO-Modell bietet Profis ohne aktuellen NHL-Vertrag eine Chance — jedoch unter enormem Druck. Wer im Tryout ins NHL-Camp einrückt, hat bereits Talent und NHL-Kompatibilität bewiesen. Aber nun müssen diese Spieler unter Beobachtung beweisen, dass sie – sei es in einer besonderen Rolle oder mit besonderen Fähigkeiten - einen gewissen spielerischen und/oder taktischen Mehrwert in ein Team bringen können, welches bereits die Schlüsselpositionen besetzt und den Kader geformt hat. Der PTO bietet also eine Chance, aber garantiert keinen Vertrag.
Etablierte Spieler müssen sich neu beweisen
Liest man sich die Liste durch mit den Spielern, die in der Preseason mit einem zeitlich begrenzten PTO-NHL-Vertrag unterwegs waren, fallen einige prominente Namen auf: Darunter sind auch etablierte NHL-Cracks wie James Reimer (Goalie, Toronto Maple Leafs), Robby Fabbri (Stürmer, Pittsburgh Penguins), Conor Sheary (Stürmer, NY Rangers), Matt Grzelcyk (Verteidiger, Chicago Blackhawks), Jack Johnson (Verteidiger, Minnesota Wild). Dazu kommen Oliver Kylington, Givani Smith, Kevin Labanc (bei Carolina), Noah Gregor und Tyler Motte (Florida Panthers) oder auch Milan Lucic (Flügel, St. Louis Blues). Allerdings hat er sich ausgerechnet jetzt eine Leistenverletzung zugezogen, welche seine Chancen beeinträchtigen könnte.
Speziell eine gute Ausgangslage aufgrund der Kaderstrukturen und Bedürfnisse in den jeweiligen Teams rechneten sich Robby Fabbri, Conor Sheary, Matt Grzelcyk, Oliver Kylington, Kevin Labanc und Tyler Motte aus. Andere, wie beispielsweise Georgi Romanov und Adam Scheel (Devils) hatten kaum Chancen. Einige Veteranen wie James Reimer und Milan Lucic bringen sogenannte Intangibles mit – was so viel heisst wie „der Einfluss des Spielers auf den Erfolg eines Teams“ - das wären in der Regel Leadership/ Führungsqualitäten, Arbeitseinstellung, Spielintelligenz, Charakterstärke, „Clutch Ability“ (Fähigkeit, in entscheidenden Momenten – etwa in den Playoffs oder in engen Spielen – die richtige Aktion zu setzen) oder Toughness (mentale und physische Härte). Weitere Spieler wie beispielsweise Luke Glendening können eine Nische füllen als Rollenspieler und mit speziellen Fähigkeiten wie bei ihm die Faceoffs und das Defensivspiel.
Besondere Drucksituation – auch mental
Die Hürden waren hoch: Ein PTO-Spieler muss in der Vorbereitung sofort überzeugen, darf sich keine Schwächen leisten und muss klar zeigen, welchen Mehrwert er gegenüber einem Prospect oder einem bereits unter Vertrag stehenden Rollenspieler bietet. Ein echter Stresstest. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigte, dass nur wenige Spieler es schaffen, sich damit tatsächlich einen Platz im NHL-Kader zu sichern. Für die wenigen, die bestehen, ist der Vertrag ein hart erkämpfter Beweis, dass sie auch im aktuellen NHL-Umfeld bestehen können.
Warum in den letzten Jahren gerade der Weg über den PTO für viele NHL-Akteure, die bereits ein Jahrzehnt oder länger in der Liga verbracht haben, die letzte Chance bedeutet, liegt in der veränderten Realität der NHL: Junge, hungrige Spieler drängen nach, die Gehaltsobergrenze zwingt Teams zu einem exakten Kosten-Nutzen-Kalkül, und Veteranen müssen plötzlich um Plätze kämpfen, die sie früher sicher hatten. Für einen etablierten Spieler bedeutet das: Der Name allein reicht nicht mehr. So ergeht es aktuell Luke Glendening oder Jack Johnson. Ihre Erfahrung ist unbestritten, aber die Konkurrenz kommt aus beiden Richtungen – junge Draft-Picks, die günstig und entwicklungsfähig sind, sowie gestandene Profis mit laufenden Verträgen.
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