Das Fraueneishockey erlebt in der Schweiz einen Aufschwung. Beflügelt von den Leistungen des Schweizer Nationalteams bei den Olympischen Spielen in Peking, tut sich auch auf nationaler Ebene immer mehr. Rückblick in der noch jungen Geschichte der HCAP Girls: Mit dem 3:0-Sieg in der Gottardo Arena gegen den SC Langenthal wurden die HCAP Girls Schweizer Meister der SWHL B und schafften schliesslich den Aufstieg in die SWHL A. Wenige Jahre nach der Gründung haben die HCAP Girls ein erstes historisches Ziel erreicht.
Vier Ausländerinnen und ein Ex-Lugano Trainer
Den Leventinern war es gelungen, mit Fanny Rask (Schweden), Jenna Kaila (Finnland) und Theresa Knutson (USA) drei ausländische Verstärkungsspielerinnen zu verpflichten. Kurz vor dem Trainingsbeginn auf dem Eis verpflichtete Ambrì mit Josefine Holmgren (Schweden) eine 30-jährige Verteidigerin. Somit war das Ausländerinnenpaket zusammen.
Mit Benjamin Rogger (Sohn von Lugano-Legende Bruno Rogger) stand der ehemalige Trainer der Lugano Ladies nun in Ambrì an der Bande. Er konnte gleich mehrere Luganesi nach Ambrì mitnehmen. So war auch Nicla Gianettoni sportlich wieder zurück in der Leventina. Die 24-jährige Verteidigerin trug seit 2014 die Farben der Damen von Lugano und war dort Captain. Dies ist vor allem für die Verteidigerin speziell, arbeitet sie doch seit vier Jahren für den HCAP und ist für den Fanshop zuständig. Fast als Transferbombe gilt die Verpflichtung der Verteidigerin Nicole Bullo. Die 36-Jährige ist sowohl in der Schweiz als auch international eine prominente Figur im Eishockey.
Am 16. September startete die PostFinance Women’s League in die neue Meisterschaft. In der höchsten Schweizer Liga kämpften acht Mannschaften um den Meistertitel. Die Tessinerinnen konnten im ersten Spiel in Davos ihr Saisondebüt in der Swiss Women’s Hockey League geben und dann auch gleich den ersten Sieg einfahren.
Zwischen Bad Women und Saisonhighlight
Mit acht Teams war die Regular Season 28 Spiele lang. Die ersten vier qualifizierten sich für die Playoff-Halbfinals, die hinteren vier spielten dann in einer Ranking-Round gegen den möglichen Abstieg. Letzteres war für die HCAP Girls während der gesamten Qualifikation meilenweit entfernt. Denn in den 28 Qualifikationsspielen gingen die Leventinerinnen 20-mal als Siegerinnen vom Eis und schafften mit 60 Punkten den dritten Platz der Tabelle. 123 geschossenen Tore standen deren 66 gegenüber, welche die beiden HCAP-Torhüterinnen erhalten haben. Dass die HCAP Girls nicht zimperlich mit ihren Gegnerinnen umgingen zeigte am Ende der Regular Season die Strafenstatistik: 1. Platz mit 250 erhaltenen Strafminuten. Der Titel der Bad Women holte sich Josefine Holmgren, welche 54 Strafminuten aufgebrummt bekam. Ganz vorne in der Skorerwertung standen dann auch gleich alle vier HCAP-Ausländerinnen, welche von den 163 Toren praktisch die Hälfte (61) erzielt hatten.
Im Rahmen des Spengler Cups ging in der Altjahrswoche erstmals ein Spiel der Women's League über die Bühne. Die Davoserinnen zogen vor der Rekordkulisse von 1’605 Fans gegen die HCAP Girls knapp den Kürzeren. Die Organisatoren erhofften sich dadurch mehr Publikumsinteresse sowie Sichtbarkeit fürs Schweizer Frauen-Eishockey – ihre Erwartungen wurden erfüllt. Zuvor hatte die Bestmarke in der höchsten Liga diese Saison bei 325 Zuschauenden gelegen.
Fehlende Konstanz für mehr
Mit dem Gewinn der Bronzemedaille haben die HCAP Girls ihr Ziel erreicht. Die namhaften Verstärkungen haben aus dem Verliererteam der letzten beiden Jahre einen ernsthaften Konkurrenten um den Meistertitel gemacht. Was fehlte, war die Konstanz und vor allem die Überzeugung, dass auch gegen den amtierenden Meister ZSC Lions und den Mitfavoriten SC Bern regelmässig Siege möglich sind. Der Glaube war da und zweimal hat es auch gereicht, aber in den Playoffs ging nach dem überraschenden Auftaktsieg in Zürich das Benzin aus. Man kann es auch anders ausdrücken: Wenn die drei Ausnahmekönnerinnen Josephine Holmgren, Fanny Rask und Theresa Knutson tanzen, läuft es dem ganzen Team. Spielen sie auf normalem Niveau oder werden sie von den Gegnerinnen neutralisiert, muss mehr von den erfahrenen Schweizerinnen im Team kommen.
Positiv in Szene setzen konnten sich die 21-jährige Stürmerin Zoe Merz und die erst 17-jährige Sonja Inkamp, die als einzige HCAP-Spielerinnen ein Aufgebot für die jeweilige Nationalmannschaft erhalten haben.
Mit dem Aufstieg des Damenteams des EV Zug werden die Karten neu gemischt. Die Liga wird von Jahr zu Jahr stärker und es ist eine positive Entwicklung zu erkennen. Verbesserungen sind klar erkennbar. Viele Nationalspielerinnen sind prägende Figuren in ihren Vereinen. Mit den neuen, verbesserten Strukturen im Verband und den Vereinen wird das Niveau in den nächsten Jahren weiter steigen.