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Gazzetta Dell'Ambrì

Er hat den Sprung geschafft. Zumindest den Sprung nach Übersee. Denn André Heim ist künftig beim NHL-Team St. Louis Blues unter Vertrag. Damit er sich aber in der NHL durchsetzen kann, steht ein harter Sommer für ihn an.

Kaum war die Saison mit Ambrì fertig, konnten sich die Tifosi aber trotzdem freuen. Denn André Heim schaffte das Aufgebot mit der Schweizer Nationalmannschaft. Aber dann kam die Wende: Den letzten Kaderschnitt überstand er nicht. Einen Tag später wurden die Gerüchte wahr. Heim wird vom NHL-Team St. Louis Blues unter Vertrag genommen. Das Interview:

Was würdest du dem zehnjährigen André Heim sagen, wenn du siehst, was du heute erreicht hast?
André Heim: Dass er nochmals alles genau gleich macht, wie ich es gemacht habe. Es ist mein Bubentraum. Jeder träumt von der NHL, wenn er als Kind mit dem Eishockeyspielen beginnt. Ich bin extrem stolz und überglücklich, dass ich jetzt diese Chance erhalte.

Seit wann ist der Gedanke «NHL» in deinem Kopf?
Als ich zwischen acht und zehn Jahren war und von Unterseen-Interlaken zu Bern gewechselt habe, kam der Gedanke, dass ich Profieishockeyspieler werden will. Später habe ich Videos von der NHL angeschaut und hatte den Traum auch dort zu spielen.

Gab es Momente in deiner bisherigen Karriere, in denen du gezweifelt hast?
Gezweifelt habe ich daran nicht, aber es aus den Augen verloren.

Wieso?
Beim Wechsel von Bern zu Ambrì war mein Ziel, gestandener National-League-Spieler zu werden und ein Leader zu sein, der etwas bewirken kann. Dabei ist die ganze NHL im Hintergrund gestanden und ich habe mir gar keine grossen Gedanken dazu gemacht. Dies, weil ich sehr happy in Ambrì war. Am Schluss habe ich gar nicht mehr an die NHL gedacht. Da ich nicht gedraftet bin, habe ich dies für mich abgehakt.

Plötzlich machten die Gerüchte die Runde, dass die St. Louis Blues Interesse an dir haben. Wie hast du davon erfahren?
An einem Morgen vor einem Spiel hat mich mein Agent angerufen. Das habe ich bereits ein bisschen komisch gefunden. Denn er ruft an einem Spieltag sonst nie an. Ich habe mich gefragt, ob ich irgendetwas gemacht hätte. [lacht] Dann hat er mir gesagt, dass Interesse von einem Team da sei. Er werde mich auf dem Laufenden halten.

Wie ging es weiter?
Dann ist es schnell gegangen. Wir vereinbarten ein Zoom-Meeting. Anschliessend schauten sie zwei Spiele von mir. Dann war alles ein bisschen auf Eis gelegt. Bis Ende Saison habe ich gar nichts mehr von ihnen gehört.

In Ambrì waren immer wieder Scouts anwesend. Hast du dir gedacht, dass sie wegen dir da sind?
Ich habe mir keine grossen Gedanken gemacht. An zwei Spielen wusste ich, dass Scouts von St. Louis da sind. Sonst habe ich nie über das nachgedacht. Es wäre auch nicht hilfreich für mein Spiel gewesen, wenn ich darüber nachgedacht hätte.

Und dann kam aus dem Nichts die Verpflichtung.
Es kam sehr überraschend. Ich habe nicht damit gerechnet, aber umso schöner hat es funktioniert.

Was alles führte zur Verpflichtung bei den St. Louis Blues?
Ich habe in den letzten zwei Jahren im Läuferischen und in der Offensive Fortschritte gemacht. Dennoch habe ich das Gefühl, dass ich defensiv sehr gut bin. Ich bin, wie man so gern sagt, ein Zweiweg-Center. Dort bin ich sicher gut, würde ich sagen. Das hat sie sicherlich angesprochen. Sie haben das Team neu aufgebaut. Deshalb sehe ich dort meine Chancen, dass ich es ins Team schaffen kann.

Welchen Einfluss hatte die Trainerlegende Claude Julien?
Als er das dritte Mal bei uns war, hat er gesagt, dass er auch für St. Louis arbeitet. Er hat mich in Nordamerika auf den Tisch gebracht.

Wie hat Ambrì auf den Transfer reagiert?
Der Trainer-Staff mit Luca Cereda, René Matte, Pauli Jaks und Paolo Duca haben natürlich Bescheid gewusst. Sie haben mir gesagt, dass es toll sei, wenn es klappen würde. Sie rieten mir, ich solle weiter so spielen, dann komme es gut.

Wie waren die Reaktionen deiner Familie und Freunde?
Meine ganze Familie war stolz und alle haben sich mega für mich gefreut. Es war sehr schön, ihre Reaktionen zu sehen. Ich habe viele Gratulationen erhalten. Es zeigt mir auch, dass ich ein «gäbige» Typ bin und, dass es mir alle gönnen. Das war sehr schön.

Ging dir in diesem Moment durch den Kopf, dass du es jetzt geschafft hast?
Geschafft habe ich es erst dann, wenn ich die erste NHL-Partie spiele. Ich weiss, dass ich einen harten Weg vor mir habe. Es ist ein wichtiger Sommer und ich werde harte Camps haben. Es ist erst so weit, wenn ich sagen kann, dass ich es geschafft habe, wenn ich nicht nur ein Spiel gespielt habe. Sondern, wenn ich mehrere Spiele gespielt habe und mich festsetzen kann.

Wer ist dein Vorbild in der NHL?
Als kleiner Junge war ich Fan von Sidney Crosby. Mittlerweile möchte ich der beste André Heim sein, den ich sein kann. Ein Idol habe ich daher nicht mehr.

Es wird sicherlich speziell, gegen einen Sidney Crosby zu spielen.
Das auf jeden Fall. Es wird sicher cool, aber auch gegen viele andere Spieler, welche man im Fernseher in den Highlights gesehen hat.

Die NHL-Saison startet im Oktober. Was machst du bis dahin?
Ich habe das Glück, dass ich das Sommertraining mit Ambrì machen darf. Bis am 27. Juni bin ich mit Ambrì im Sommertraining. Vom 27. Juni bis am 4. Juli gehe ich an das Development Camp nach St. Louis. Dann komme ich wieder zurück und habe erneut Sommertraining mit Ambrì und gehe mit ihnen ins Trainingslager. Bis ich im September zu den Blues gehe, bin ich noch in Ambrì.

Was machst du in diesem Sommer anders als in den letzten Jahren?
Eigentlich nicht viel. Dies, weil ich das Gefühl gehabt habe, dass ich in den letzten zwei Jahren sehr fit und bereit gewesen bin. Ich konnte immer so trainieren, wie ich es brauche. Darum denke ich nicht, dass ich viel ändere.

Bevor du in die Ferien gingst, warst du in der Vorbereitung mit der Schweizer Nationalmannschaft.
Es war cool und hat Spass gemacht. Ich hatte einige gute Spiele, einige weniger gute Partien, aber im Grossen und Ganzen war es gut. Es ist schade hat es nicht gereicht.

An was hat es gelegen?
Ich glaube wegen kleinen Sachen war es knapp. Es hat so viele gute Spieler. Fischi hat diese Spieler mitgenommen, die im Moment am besten drauf sind.

Für dich hat es nicht gereicht. Wie gross war die Enttäuschung?
Klar war ich enttäuscht. Es ist bereits das zweite Mal in Folge, als ich im letzten Cut rausfalle. Es war schade. Schlussendlich muss ich nach vorne schauen. Das mit der NHL war eine mega schöne Nachricht. Deshalb sind Freude und Vorfreude grösser. Es bringt nichts lange traurig darüber zu sein.

Die letzten Wochen waren ereignisreich.
Es war sehr turbulent bei der Nationalmannschaft rauszufallen und einen Tag später, kommt der NHL-Vertrag raus. Jetzt kann ich meine Ferien richtig geniessen. Denn ich hatte einige Interviews, wobei ich meinen Kopf nicht ganz abschalten konnte. Es ist wichtig, dass man nach so einer langen Saison abschalten kann und sich voll auf das Sommertraining und das, was noch kommt, fokussieren kann. Es ist sehr viel in meinem Kopf abgegangen, aber ich konnte sehr viel mit meiner engsten Familie darüber reden. Das hat mir geholfen.

Wie erholst du dich sonst von Auf und Abs während der Saison?
Dort muss es sehr schnell gehen. Man hat schnell nacheinander wieder ein Spiel. Ich gehe manchmal Laufen oder relaxe zuhause. Das gelingt mir nicht schlecht. Ich kann sehr schnell abhaken und nach vorne schauen.

Was bleibt dir in Erinnerung an Ambrì?
Mehrere Sachen. Das erste Spiel in der Gottardo Arena gegen Fribourg. Sicher auch die Pre-Playoffs, als wir vorne waren, eine mega Stimmung und ein unglaubliches Spiel hatten. Auch der Spengler Cup steht bei mir weit oben. Diese Ereignisse würde ich als Highlight nehmen.

Wirst du irgendwann wieder zurück nach Ambrì kommen?
Es kann gut sein, dass ich in einem Jahr wieder in Ambrì spiele. Ich habe noch einen Vertrag bis im Jahr 2025 bei Ambrì, falls es nicht klappen würde. Klar gehe ich aber mit dem Ziel rüber, dass ich nicht mehr zurückkomme und mich dort festbeissen kann. Wenn ich aber zurückkommen würde, dann ist Ambrì sicherlich eine Station, zu welcher ich gerne kommen würde.

Du hast in unserem Interview vor einem Jahr gesagt, dass du in der Freizeit gerne Gedichte schreibst. Kannst du zum Schluss noch ein Abschiedsgedicht für die Ambri-Fans erzählen?
Jetzt hast du mich erwischt. [lacht] So spontan habe ich gerade keines. Ich bin der ganzen Ambrì-Familie und den Fans, der Geschäftsführung, den Mitspielern unglaublich dankbar. Es waren zwei unglaubliche Jahre für mich. Das Tessin wurde ein zweites Zuhause für mich. Ich fühle mich hier extrem wohl und habe und fühle mich beim Club noch immer sehr wohl. Ambrì ist mir ans Herz gewachsen. Mit diesen Spielen, den Emotionen und den Fans in letzten zwei Jahren ist alles zusammen unglaublich gewesen.

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