Erster Grund: Leonardo Genoni
Keine Frage, mit den beiden Ex-Zugern Sandro Aeschlimann und Luca Hollenstein ist auch der HC Davos auf der Torhüterposition hervorragend aufgestellt. Am siebenfachen Meistergoalie Leonardo Genoni gibt es aber nach wie vor kein Vorbeikommen. Kein anderer Torhüter kann in der entscheidenden Meisterschaftsphase so sehr den Unterschied zugunsten seines Teams ausmachen wie der 37-Jährige. Dies hat er auch an der letzten Weltmeisterschaft nochmals eindrucksvoll bewiesen. Wenn sich Genoni auch dieses Jahr in gewohnt starker Form präsentiert, ist dies zweifelsohne ein grosses Plus für den EVZ.
Zweiter Grund: Kaderbalance
Im Zuger Kader herrscht eine gute Kaderbalance, der Erfolg des Teams ist nicht so stark von Einzelspielern abhängig wie bei anderen Teams. Diese Ausgeglichenheit macht sich insbesondere auch in der Offensive bemerkbar, gleich acht Stürmer haben mehr als 10 Tore in der Qualifikation erzielt. Beim HCD sind es nur gerade deren vier Stürmer. Zudem hängt beim HCD vieles von der Form der Imports Filip Zadina, Matej Stransky und Adam Tambellini ab. Beim EVZ ist die Last des offensiven Schaffens auf mehrere Schultern verteilt, was im Verlauf einer Serie durchaus entscheidend sein kann (Stichwort Secondary Scoring).
Dritter Grund: Kaderbreite
Dies kann in einer langen und hart umkämpften Playoff-Serie ein entscheidender Faktor sein. Der EVZ kann bei Ausfällen auf junge Eigengewächse wie Nic Balestra, Mischa Geisser, Robin Antenen und Loris Wey zurückgreifen, welche bereits in der Qualifikation viele Spiele bestreiten konnten und daher gut in die Mannschaft integriert sind. Beim HCD kamen U20-Spieler wie Joel Blaser oder Guus Van der Kaaji nur sporadisch und in einzelnen Spielen zum Einsatz. Lediglich bei den Imports hat der HCD einen Vorteil, die Davoser starteten voraussichtlich mit acht gesunden Imports in die Playoffs. Der EVZ wird seinerseits nach heutigem Kenntnisstand durch den Ausfall von Lukas Bengtsson – es sei denn, es gab eine Art Wunderheilung – nur mit sechs fitten Imports in die Playoffs gehen. Über den ganzen Kader gesehen verfügt der EVZ aber definitiv über eine grössere Breite als die Bündner.
Vierter Grund: Special Teams
Penalty Killing gehört bei beiden Teams nicht gerade zu den Stärken, wobei der HCD hier einen leichten Vorteil hat: HCD 81.7% (5. Platz), EVZ 78.91% (8. Platz). An dieser Stelle sollte man hier auch erwähnen, dass beim EVZ zuletzt mit Geisser, Herzog, Schlumpf und Stadler wichtige PK-Stützen weggefallen sind. Dass Stadler und wohl auch Schlumpf zum Playoff-Start wieder einsatzbereit sind, ist eine gute Nachricht. Einen deutlichen Unterschied gibt es aber im Powerplay, dort gehört der EVZ mit einer Effizienz von 25% zu den Top-4 der National League. Der HCD liegt mit 18.25% nur gerade an 11. Stelle in dieser Disziplin. Zieht man in Betracht, dass beide Teams in der Qualifikation ähnlich viele Strafminuten (EVZ: 524, HCD 501) kassiert haben, ist dies ein wichtiger Faktor.
Fünfter Grund: Dan Tangnes und die Abschiedstour
Diese Playoff-Serie bringt viele emotionale Elemente mit sich: Auf Davoser Seite bestreiten mit Captain Andres Ambühl und Marc Wieser zwei Vereinslegenden ihre letzten Playoffs vor dem Karriereende. Auf Zuger Seite neigt sich die Ära von Meistermacher Dan Tangnes dem Ende entgegen. Es ist daher passend, dass es nun in seinen letzten Playoffs als EVZ-Headcoach zum Duell mit Josh Holden kommt. Tangnes wird den Club bekanntlich nach dieser Saison verlassen und zu seiner Familie nach Schweden zurückkehren. Der Norweger wird – ebenso wie die Mannschaft - alles daransetzen, um diese Playoffs so erfolgreich wie möglich zu gestalten. Die Mannschaft wird ihrerseits alles dafür tun, um ihrem Headcoach nach sieben Jahren den bestmöglichsten Abschied zu bescheren. Dieses Unterfangen kann im Idealfall beflügelnd wirken. Im Direktduell gegen HCD-Headcoach Josh Holden, mit dem er bekanntlich eine private Freundschaft pflegt, hat Tangnes in Bezug auf seine Erfahrung und seinen Leistungsausweis den Vorteil auf seiner Seite.